Für Kinder sind der Kindergarten und die Schule, vielleicht auch der Hort und die Kindertagesstätte, wichtige Begegnungsorte. Sie lernen sich zu verständigen, werden sozialisiert und schliessen Freundschaften, die manchmal die ganze Schulzeit überdauern oder sogar das ganze Leben lang halten. Damit Begegnungen gelingen, braucht’s, wie bereits Kleinkinder realisieren, Vertrauen. Ist die Vertrauensbasis gelegt, begegnen wir uns in dem wir eine Sportart oder ein Hobby teilen und, ganz wichtig, ähnliche Werthaltungen vertreten. Ticken wir zu unterschiedlich, fruchtet eine Begegnung nicht, wir reden, obwohl wir die gleiche Sprache sprechen, aneinander vorbei und werden eigene Wege gehen. Dies möchte ich an einer Geschichte verdeutlichen, welche ich im Religionsunterricht in der 3. Klasse gehört habe: Ein Mann fischte am See Genezareth: Da kam ein anderer Mann hinzu und fragte: "Was tun Sie da?" Der Fischer antwortete: "Ich fische." Da erwiderte der Andere: "Warum denn ganz alleine?" Der Fischer meinte: "Ich geniesse die Ruhe und den See und abends kann ich meine Familie ernähren." Da antwortete der Andere: "Sie könnten doch Leute anstellen, die ebenfalls für Sie fischen, Sie könnten dann eine Firma gründen und alle gefangenen Fische verkaufen." Der Fischer entgegnete: "Was bringt mir das? Ich habe ja genug für mich und meine Familie." Der Andere erwiderte: "Dann fabrizieren Sie Boote, stellen noch mehr Leute an, die auf den See hinausfahren und noch mehr Fische fangen. So können Sie noch mehr verkaufen, machen noch mehr Gewinn und stellen noch mehr Leute an. Dann bräuchten Sie selbst gar nicht mehr zu fischen, sondern könnten in aller Ruhe hier am Seeufer sitzen und Ihr Leben geniessen." Der Fischer warf ein: "Aber das tue ich ja jetzt schon. Ich sitze hier am Seeufer, fische und kann gleichzeitig die Ruhe geniessen. Warum soll ich daran etwas ändern?" Der Andere drehte sich resigniert um und verliess den Fischer. Diese Geschichte zeigt uns, dass diese beiden Menschen zu unterschiedlich sind um zusammenzufinden. Obwohl Beide gute Absichten hatten, fruchtete ihre Begegnung nicht. Auch ich bin, wie Sie bestimmt auch, schon Menschen begegnet, mit denen es nicht gegeigt hat und wahrscheinlich auch nie geigen wird. Doch, Probieren geht über Studieren. An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für unsere Kinder und Jugendlichen brechen. Ich habe, wie schon die letzten Jahre, immer wieder wunderbare und herzliche Begegnungen rund ums Schulhaus «In der Höh» und/oder auch im Bus. Klar, es gibt auch Negatives wie übermässigen Lärm oder Littering, doch lasst uns das Positive, das überwiegt, in den Vordergrund rücken. Wir Alle, ob jung oder älter, Schweizerin oder Ausländer, ziehen doch am gleichen Strick, möchten gemeinsam statt einsam unterwegs sein und in möglichst grosser Harmonie zusammenleben, uns unverkrampft begegnen können. An dieser Stelle kommt mir das bekannte Kinderlied «Mini Farb und dini, das git zämä zwei» in den Sinn. Wäre nicht das ein wunderbarer Idealzustand, ein farbenfroher Regenbogen? Dieser steht, im alttestamentlichen Buch Genesis, nämlich für die unverbrüchliche göttliche Liebe und den ewigen Bund Gottes mit der Welt und den Menschen. Noch ist Einiges zu tun bis zum Erreichen dieses Idealzustandes, doch der «Begegnungsweg» ist das Ziel. Probieren geht über Studieren, auch in unseren Kirchgemeinden. Klar, Kirchenaustritte sind real, doch es gibt sehr viele dankbare Menschen, welche gerade jetzt, in der Sommerflaute, ein offenes Ohr schätzen und die kirchlichen Angebote mit ehrenamtlich Engagierten, mit Kommissionsmitgliedern, Diakoninnen, Jugendarbeitern, Katechetinnen und Pfarrpersonen als gewinnbringend betrachten. In diesem Sinne, bleiben wir dran, ermöglichen wir weiterhin Begegnungen für Menschen unserer Kirchgemeinden, hier in Volketswil und anderswo. Zusammen sind wir stark! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag
Tobias Günter, reformierter Pfarrer