Nun soll nach 62 Jahren Schluss sein. Das Volketswiler Neujahrsblatt wird es nicht mehr geben. Es sollen alle Versuche gescheitert sein, das Publikationsorgan am Leben zu erhalten. Ich war selber einige Jahre im Redaktionsteam. Wir recherchierten, haben nachgefragt und in den Redaktionssitzungen freudig, teilweise enthusiastisch über die gemachten Begegnungen berichtet. Das Neujahrsblatt war bekannt und es war ein Türöffner. Viele Menschen freuten sich, wenn sie ein Teil des Blattes sein konnten und durften. Im Januar 2022 hat das damalige Redaktionsteam seine Demission beim Gemeinderat eingereicht. Die Neuausrichtung des lokalen Publikationsorgans deckte sich nicht mit den Ideen und Wünschen des alten und erfahrenen Redaktionsteams. So wurde ein neues Team konstituiert. Mehrere Massnahmen wurden in Angriff genommen, um das Neujahrsblatt vermeintlich attraktiver zu machen. So sollte in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen (auch teuren?) Grafiker das Inhaltskonzept sowie das Erscheinungsbild aufgepeppt werden, um die Publikation neu auszurichten. Zudem wurde versucht den Absatz mit neuen Kanälen zu fördern und zu guter Letzt wurde der Preis auf 10 Franken pro Exemplar gesenkt. Dazu die ketzerische Frage: Haben grosse Preissenkungen nicht einen faden Beigeschmack?
Die Einstellung des Blattes hat gezeigt, dass die Massnahmen nicht gefruchtet haben. Nach zwei Jahren ist dieses Projekt kläglich gescheitert. Neue Besen scheinen nicht immer die gewünschte Wirkung zu haben. Das Neujahrsblatt ist ein traditionelles Werk. Die Leserschaft ist eher älter und in Volketswil verwurzelt. Das alte Layout war nicht allzu modern, doch hatte es eine klare und verständliche Botschaft. Der Preis beim Neujahrsblatt hatte mehr einen symbolischen Wert. Beim Versand mit Einzahlungsschein konnte ein zusätzlicher Spendenbeitrag eingetragen werden. Das wurde oft und generös genutzt. Die Einnahmen haben die Kosten nie gedeckt. Sie müssen es auch nicht. Das «alte» Neujahrsblatt war für die Unterhaltung gedacht, es sollte Freude bereiten und hat es auch getan. Viele Volketswilerinnen und Volketswil haben die Exemplare über Jahre gesammelt und immer wieder hat man ein altes Exemplar hervorgekramt und darin gestöbert.
Ein Neujahrsblatt muss nicht zwingend gewinnorientiert produziert werden. Es hat eine andere, soziale, zwischenmenschliche und menschenverbindende Aufgabe. Diese Chance hat man verpasst und die politischen Verantwortlichen täten gut daran, sich hier weitreichende und nicht rein kommerzielle Gedanken zu machen.
Martin Zollinger, Volketswil