In ihrer Wohnung hoch über Volketswil sieht es dementsprechend aufgeräumt und luftig aus. Nichts liegt unnötig rum, das Wohnzimmer und die Küche sind tadellos aufgeräumt. So fühlt sie sich wohl. Aber viele kennen es anders; die Schubladen und Schränke sind vollgestopft, man nimmt immer nur die vordersten Kleider oder andere Utensilien zur Hand, was dahinter liegt, bleibt liegen.
Spätestens bei einem Umzug kommt das ganze Ausmass der schon lange vergessenen Besitztümer ans Tageslicht. Und spätestens dann muss Hand angelegt werden. Aber auch ohne Umzug wünschen sich viele wieder mehr Überblick in Schränken und Schubladen. Aber wie angehen? Da kommt Miriam Scherrer ins Spiel.
Als Profi weiss sie genau, wo was angegangen werden muss. «Ich habe es schon immer geliebt aufzuräumen und zu strukturieren», erzählt sie. Dank ihrer Ausbildung letztes Jahr kann sie noch mehr System ins Ordnen reinbringen. «Nach einem ersten Telefongespräch, in dem abgeklärt wird, was genau das Ziel sein soll, gehe ich bei der Kundin oder beim Kunden vorbei.» Hier wird besprochen, welche Gegenstände behalten, welche weggegeben/verschenkt und welche wirklich entsorgt werden sollen.
Es gibt Dinge, die an Freunde, Bekannte oder ins Brockenhaus gegeben werden können und somit weiter einen Nutzen haben. Andere sind definitiv defekt oder unbrauchbar. Sie stellt dabei auch kritische Fragen – zum Beispiel: «Wann wurde es das letzte Mal gebraucht?» – und gibt Hilfestellungen bei den Entscheidungen. «Die meisten merken dann, wie viel Spass das gemeinsame Aufräumen und Loslassen machen kann und wie befreiend es ist.»
Eine Weltreise und ein Neustart
Damit sie sich vermehrt ihrer Berufung zuwenden kann, arbeitet die 47-Jährige nur noch Teilzeit. Nach einer kaufmännischen Lehre in einem Hotel in Davos hat sie in verschiedenen Branchen als Assistentin von Geschäftsleitungen gearbeitet. Auch im Gastgewerbe und im Spitalwesen war sie tätig. «Die administrativen und organisatorischen Tätigkeiten in einem Büro machen mir grosse Freude. Gleichzeitig merkte ich vor ca. eineinhalb Jahren, dass es nun Zeit ist, nebenher mein Herzensprojekt als Aufräum-Coach umzusetzen.»
Aufgewachsen ist Miriam Scherrer im Zürcher Unterland, sie habe es aber immer schon ins Oberland gezogen. Auch ihr Mann, mit welchem sie schon über 25 Jahre zusammen ist, ist mit Leib und Seele Oberländer. «Der Pfäffiker- und der Greifensee sind beliebte Ausflugsziele für uns», erzählt sie. Vor allem auf dem Greifensee sind sie im Sommer oft auf dem SUP (Stand-up-Paddle) anzutreffen. Und vom naturnahen Zuhause aus gehen sie oft spazieren und biken. «Wir haben in der Zwischenzeit beide E-Bikes», wie sie lachend zugibt. In ihrem Zuhause wohnen auch zwei Büsis, welche während des Besuches friedlich schlafen. Ihr Mann ist Sozialarbeiter und arbeitet zurzeit in einem Rehazentrum in Maur.
Ferien sind für beide wichtige Auszeiten. Vor 10 Jahren waren sie auf einer 14-monatigen Weltreise. «Wir haben damals unsere Stellen gekündigt, die Wohnung aufgegeben und den Hausrat verschenkt und einen Teil eingestellt. Wir sind nach Australien, haben dort einen dreimonatigen Englischkurs besucht, sind dann weitergereist nach Neuseeland und über Amerika wieder zurück nach Europa gekommen.» Dabei haben sie sich viel Zeit genommen, sind auch jeweils länger an einem Ort geblieben, um ganz entschleunigt und bewusst zu reisen.