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Die Bäckerei 4.0 ist startklar

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Die Fresh Food & Beverage Group (FFB-Group, früher: JOWA) hat in Volketswil – parallel zum bisherigen Bäckereigebäude – für 110 Millionen Franken ein zweites Gebäude mit einer neuen Produktionsanlage gebaut. Standortleiter Barnabas Hayns gewährte den «Volketswiler Nachrichten» einen exklusiven Blick hinter die Kulissen.

Im März 2022 fuhren an der Erlenwiesenstrasse die Bagger auf. Zwischen dem Guntenbach und dem unverkennbaren bräunlichen Bäckereigebäude aus den späten 1960er-Jahren entstand ein 180 Meter langer, 32 Meter breiter und 28  Meter hoher Neubau. Gleich zu Beginn des Rundgangs durch das so genannte Gebäude «B» – der alte Bau ist das Gebäude «A» – stellt Barnabas Hayn klar: «JOWA», das war einmal. Im Jahr 2023 hatten sich zwei Produktionsbetriebe der Migros – die ehemalige JOWA und die ehemalige Bina in Bischofszell, die den Kult-Eistee der Migros herstellt – zur Fresh Food & Beverage Group zusammengeschlossen. «Wir sind nun der Produktionsstandort Volketswil dieses Unternehmens», präzisiert Hayn, der einst selbst eine Bäckerlehre absolvierte und in der Folge die Karriereleiter emporstieg.

3500 Solarpanels auf dem Dach

Auf rund 100 000 Quadratmetern Fläche in einer freitragenden Halle werden aktuell die ersten Frischbackzöpfe, Weggli und weitere Kleinbrote gebacken. Bis zu 51 verschiedene Backwaren insgesamt und bis zu 22  000 Einheiten pro Stunde. Beim Besuch von Anfang November standen die meisten Förderbänder, Öfen, Verpackungsstationen, Kühlgeräte und weitere Apparaturen, die es für einen modernen und energieeffizienten Betrieb braucht, noch still. Punktuell fanden aber Testläufe statt, wurden Maschinen justiert, Temperaturwerte abgeglichen, Arbeitsschritte geübt. Die FFB-Group kann im Gebäude «B» –unter anderem dank 3500 Solarpanels auf dem Dach und der Ver­wendung von Thermoöl für die ­Beheizung der Öfen – nachhaltiger produzieren als bisher. «Mit den allerneusten Technologien, die es in der Branche gibt, darf man durchaus von einer ‹Bäckerei 4.0› sprechen», so Hayn. Der Neubau hat ­ferner auch Platz geschaffen für zeitgemässe Garderoben sowie Pausenräume - und neue Lagerflächen. «Auf einen Schlag haben wir Kapazität für 900 zusätzliche Material- und Warenpaletten erhalten.»

700 Mitarbeitende

Insgesamt 110 Millionen Franken hat das Migros-Unternehmen für den Neubau im Zimiker Industriegebiet aufgewendet. Ein Teil dieses Geldes ist in Komfortverbesserungen an den Arbeitsplätzen, wo Menschen über längere Zeit tätig sind, investiert worden. Hayn demonstriert ein nach Körpergrösse höhenverstellbares Abfüllgerät, das es in dieser Form auf dem Markt nicht zu kaufen gebe, sondern von der FFB-Group eigens mit einer Partnerunternehmung entwickelt worden sei. «Wir sind stolz, dass wir unseren Mitarbeitenden ein verbessertes Arbeitsumfeld mit einer hervorragenden State-of-the-Art-Ergonomie bieten können.» Obwohl viele, bislang manuell durchgeführte Prozesse im Neubau automatisiert worden sind, bleibe der Personalbestand unverändert. 700 Personen verdienen am Standort Volketswil aktuell ihre Brötchen. Viel Geld ist weiter in neue Sicherheitsstandards geflossen. So werden zum Beispiel die Gabelstapler per Radar kontrolliert. Wenn immer sich zwei Gefährte an neuralgischen Punkten wie Durchgängen und Kreuzungen nähern, wird deren Geschwindigkeit wie von Geisterhand gesteuert, reduziert.

Täglich 13  000 Toastbrote

Nicht zuletzt verspricht sich die FFB-Group von der Investition in Volketswil eine bessere Qualität ihrer Produkte. Das Volumen dürfte sich mit der Zeit ebenfalls erhöhen. Laut Hayn sei die Produktion Frischbackwaren derzeit noch an verschiedenen Standorten in der Schweiz verteilt. Ziel sei es, diese in absehbarer Zukunft in Volketswil zu zentralisieren. «Das wird den jeweiligen Output der einzelnen Produkte um rund 20 Prozent erhöhen.» Auf die Frage, ob das höhere Volumen auch zu mehr Lastwagenfahrten führen wird, winkt Hayn ab. Er rechne für das benötigte Rohmaterial mit maximal zwei zusätzlichen Lastwagenfahrten pro Woche. «Bei der Auslieferung wird es so sein, dass unsere Lastwagen mit einer besseren Auslastung unterwegs sind. In der neuen Produktionshalle dürften bis zu 5700 Tonnen Teig produziert werden. 45  000 Gebinde verlassen heute täglich die Bäckerei in alle Himmelsrichtungen. Zu Spitzenzeiten, wie vor Weihnachten oder vor Ostern, können es auch mal mehr als doppelt so viele Gebinde werden. Das jährliche Gesamtvolumen beziffert der Standortleiter mit 34 000 Tonnen. Eine Spezialität der Bäckerei in Volketswil ist der Toast. Wenn Hayn über diese quadratische Brotart zu sprechen beginnt, dann leuchten seine Augen. Nicht nur weil es von der Menge her das Hauptprodukt darstellt. Täglich verlassen 13  000 Toastbrote die Grossbäckerei. «Wir machen den schweizweit besten Toast», sagt er stolz. Im Quervergleich bei Degustationen von Konkurrenzprodukten würde das Produkt aus Volketswil, das auch bei Denner im Regal liegt, jeweils sehr gut abschneiden. Was passiert mit der alten Bäckerei, dem Gebäude A, nachdem die Produktion im Neubau angelaufen ist? Laut dem Standortleiter werden die Anlagen ab Spätsommer dieses Jahres Stück um Stück demontiert und die Räumlichkeiten kernsaniert.

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