Der Name Dimitrios Gakidis tönt griechisch und tatsächlich ist der 58-Jährige, den in Volketswil viele «Dimi» nennen, in Athen zur Welt gekommen. «Ich kann mich noch gut an den Javelwasser-Geruch erinnern, wenn meine Grossmutter putzte», erzählt Gakidis aus seiner Zeit in der griechischen Grossstadt. Seine Eltern verrichteten derweil Schichtarbeit in Fabriken fern der Heimat, in Gossau (ZH), vorerst ohne ihren Sohn. Denn die Eidgenossenschaft erlaubte erst 1971, dass der kleine Dimitrios in die Schweiz kommen konnte. Vorher durften griechische Gastarbeiter ihre Kinder nicht in die Schweiz mitnehmen. Es war die eher dunkle Zeit der Saisonarbeit. Vor allem Italiener sorgten dafür, dass die Schweiz wirtschaftlich gedeihen konnte. Doch die Diskussion über die Anzahl der Ausländer in der Schweiz war trotzdem gross. Erst ein Jahr vorher, 1970, wurde die berühmte Schwarzenbach-Initiative mit 54 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Wäre sie angenommen worden, hätten 350›000 Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Koffer packen und heimfahren müssen. Damit hätte das beindruckende Leben von Dimitrios Gakidis womöglich eine ganz andere Wendung genommen.
Liebe mit 16 Jahren
So aber verlebte Gakidis eine schöne Jugend inklusive der Schulzeit und der Lehre in Pfäffikon (ZH), in einfachen Verhältnissen, wie er erzählt. Weil viele Nachbarskinder italienisch sprachen, lernte er, sich perfekt griechisch, italienisch und deutsch auszudrücken. «Meine Eltern legten immer grossen Wert darauf, dass ich gut Deutsch lerne», betont Gakidis. Egal welche Herkunft die Kinder hatten, die gemeinsame Sprache war das «Züridütsch». Gakidis, der selber nie den Ausländerhass erfahren musste, findet heute noch, dass die Schweiz auch dank viel Kraft und dem Zutun von ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern zum heutigen Wohlstandstaat geworden sei. Ein Staat, der viel biete und in dem man viel erreichen könne. Dimitrios Gakidis ist ein Paradebeispiel, wie man mit Fleiss und Interesse weit kommen kann nach einer Lehre. Nach erfolgreichem Lehrabschluss zum Elektromonteur arbeitete er bei Mayer Elektroanlagen in verschiedenen Filialen, unter anderem in Volketswil. Er lernte – mit 16 Jahren – eine junge Frau mit italienischen Wurzeln kennen, die in derselben Firma (Mayer Elektro) die KV-Lehre machte.
Stetig am Lernen
Der Rest ist eine schöne Erfolgsstory. Noch heute sind die beiden verheiratet, die beiden Kinder sind 24 und 29, alle vier haben den Schweizer Pass. Die Tochter hat eine Lehre absolviert, der Sohn studiert an der Uni Zürich und ist derzeit an seinem Master. Die Familie nimmt an allen Wahl- und Abstimmungen teil. Darauf ist Dimitrios Gakidis stolz. «Uns ist es wichtig sich mit den politischen Themen auseinander zu setzen und mitzubestimmen, auch wenn uns nicht immer gleicher Meinung sind», betont er. Doch zurück zur beruflichen Karriere von Gakidis. Er bildet sich bis heute stets weiter, teils selber bezahlt, teils vom Arbeitgeber unterstützt. Fast 15 Jahre arbeitete er beim kantonalen Immobilienamt, bevor er 2016 wieder zurück in die Privatwirtschaft wechselte, zur Clienia Schlössli. Das ist eine Privatklinik-Gruppe für Psychiatrie und Psychotherapie im Zürcher Oberland. An vier Standorten sind ihm als Leiter Infrastruktur 17 Personen unterstellt. Die Privatklinik erfüllt in der Region einen umfassenden kantonalen Leistungsauftrag für stationäre und ambulante Behandlungen, die vor allem Allgemeinversicherten offen steht. Dimitrios Gakidis findet private wie auch öffentliche Arbeitgeber gut. Definitiv schneller und effizienter seien aber die Entscheidungswege beim «Schlössli» als beim Kanton, sagt Gakidis lachend.
Etwas weitergeben
Bemerkenswert ist, wie gut Gakidis in Volketswil vernetzt ist. Er hat einen offenen Geist und interessiert sich neben der Politik für Geschichte, Kochen, Tanzen und Fussball. Beim FC Volketswil war er lange Nachwuchstrainer und eine Zeit lang auch im Vorstand wie OK-Präsident der Julianlässe. Der FCV hat immerhin bald 1000 Mitglieder, das Fanionteam kickt aktuell in der 3. Liga. Eben hat Gakidis zudem das OK-Präsidium des Volketswiler Chlaus- und Weihnachtmarkts übernommen. «Es war unsicher, ob er noch weiterbestehen würde und deshalb bin ich eingesprungen», so Gakidis. Der stimmige Anlass, der rund ums Seniorenzentrum Au stattfindet, ist ein wichtiger Vorweihnachtsanlass, der für Volketswil durchaus identitätsstiftend ist.
Jetzt muss nur das Wetter stimmen
Politisch hat Dimitrios Gakidis seine Heimat bei der FDP gefunden. Aktuell stehen laut Gakidis grosse Herausforderungen bevor, beispielsweise die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO). Für Volketswil sei es wichtig, die Attraktivität für Unternehmen zu erhöhen. «Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Arbeits- und Ausbildungsplätze zu bieten und die Chance zu nutzen, die Schulabgänger hier zu behalten», findet Gakidis. Der Schulraum dürfe dabei nicht zu kurz kommen. Deshalb müsse die Infrastruktur flexibel mitentwickelt werden. «Alle Verkehrsmittel müssen berücksichtigt werden. Verbote schränken uns ein und beeinflussen die Entwicklung». Angesprochen auf seine Behördentätigkeit als Schulpfleger findet Gakidis, die Parteizugehörigkeit spiele bei diesem Amt nicht so eine wichtige Rolle. «Es geht zuallererst um das Wohl der Kinder, der Schule insgesamt». Aktuell steht die Sanierung des Schulhauses Feldhof mit über 500 Schülerinnen und Schülern an. «Eine Herausforderung als Baukommissions-Präsident, es gehört zu den grösseren im Kanton Zürich», so Gakidis. Als weiteres grosses Projekt erwähnt Gakidis den Neubau für eine Heilpädagogische Schule, welches von einer Schulpflegekollegin begleitet wird. Voraussichtlich ab Schuljahr 2029/30 soll diese in einem Neubau auf dem ehemaligen roten Sportplatz bei der Schulanlage Lindenbüel mit insgesamt sieben Klassen in Betrieb gehen. Das ist aber noch ein weiter Weg, es gibt noch viel zu tun. Vorerst steht am Samstag und Sonntag der Chlaus- und Weihnachtmarkt an. «Das OK freut sich riesig» sagt Gakidis. Es bleibt zu hoffen, dass auch das Wetter passt.
Ob Parteipräsident oder Mitglied einer Behörde: In loser Folge erzählen politisch tätige Akteurinnen und Akteure über ihre Aufgaben, Herausforderungen und ihre Motivation, aber auch über Privates und ihre Beziehung zu Volketswil.

