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«Gewalt liegt dann vor, wenn es Opfer gibt»

Erstellt von Majken Grimm | |   News

Die Gemeinde Volketswil und die Kinder- und Jugendarbeit führten gemeinsam Workshops zur Gewaltprävention für Jugendliche durch. Verbunden war dies mit einem Einblick ins Boxen durch Profiboxer Ramadan Hiseni und seine Frau.

Auf dem Boden war eine Skala von 0 bis 100 markiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops zur Gewaltprävention teilten verschiedene Szenarien dem Schweregrad nach zu. Es waren Aussagen wie: «Neben dem Klassenchat gibt es einen weiteren Chat. Alle ausser Lisa und Naomi dürfen dabei sein.» Während eine Teilnehmerin diese Ausgrenzung mit 50 als mittelschwer einschätzte, bewertete eine andere sie mit 20. «Wenn sie mich nicht mögen, ist das für mich okay», begründete sie. Workshopleiterin Jana Frei von der Fachstelle Gewaltprävention Zürcher Oberland erklärte, dass Gewaltsituationen von jedem unterschiedlich wahrgenommen werden. Eine Person mag über etwas drüber stehen, für eine andere ist es sehr verletzend.

Spielerisch lernten die Teilnehmenden, dass Gewalt in unterschiedlichen Formen daherkommt, und nannten reihum Beispiele. Es gibt nicht nur körperliche Gewalt (ein Beispiel ist eine Ohrfeige), sondern auch verbale (Beleidigungen), soziale (jemanden ausgrenzen und abwerten), sachliche (etwa Sachbeschädigung) und psychische (Druck ausüben). Auch die Unterdrückung von Minderheiten ist eine Form von Gewalt. «Gewalt liegt immer dann vor, wenn es Opfer gibt», sagte Jana Frei. «Wer Gewalt hinnimmt, macht sich mitverantwortlich, und wer den Mut hat, etwas dagegen zu unternehmen, zeigt wahre Stärke.» Wer von einer Konfliktsituation überfordert oder von Mobbing betroffen ist, dem riet sie, sich an Freunde, Eltern oder Stellen wie die KJAV zu wenden.

Einblick ins Boxen

Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren wohl wegen Profiboxer und Volketswiler Ramadan Hiseni gekommen. In einem Interview sprach Jana Frei mit ihm und seiner Frau Kim Hiseni, die ebenfalls boxt. Auf die Frage, was man vom Boxen fürs Leben lernen kann, nannte Kim Hiseni Respekt, Fairness und Disziplin. «Du bist selbst verantwortlich für das Resultat», ergänzte Ramadan Hiseni. In einem praktischen Training gab das Ehepaar einen Einblick in die Kampfsportart. Anschliessend erhielten die Jugendlichen T‑Shirts mit dem Aufdruck «Hiseni», welche das Ehepaar signierte.

Der Workshop fand zweimal statt, einmal für Jugendliche von 12 bis 15 Jahren und einmal für Jugendliche ab 16 Jahren. In der Schweiz sind Jugendliche ab zehn Jahren strafmündig. Nicht nur deshalb ist das Teenageralter ein geeigneter Zeitpunkt, um das Thema Gewaltprävention zu behandeln. Wie Jana Frei auf Nachfrage erklärte, ist es ein wichtiges Alter, um zu lernen, seine Emotionen zu kontrollieren. Bis zu einem Alter von 25 Jahren ist der präfrontale Kortex noch nicht voll ausgebildet.

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