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"Im falschen Rahmen" diskutiert

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Die 63 anwesenden Stimmberechtigten genehmigten an der Kirchgemeindeversammlung vom vergangenen Montag Jahresrechnung und Jahresbericht einstimmig. Im Anschluss wurde eine schriftliche Anfrage zur personellen Situation von der Kirchenpflege verlesen und beantwortet. Auf Antrag erfolgte zum letzteren Traktandum noch eine Diskussion.

Zur Einstimmung gab es Musik, keine Choräle oder Kantaten, sondern je ein Pop- und Gospelohrwurm, vorgetragen von Michael Thoma am Piano. Peter Duttweiler, Präsident der reformierten Kirchenpflege, durfte - wegen Sanierung des Sigristenhauses - die insgesamt 63 Stimmberechtigten für einmal im Zwingli-Saal des reformierten Kirchgemeindehauses begrüssen. Erfreut zeigte er sich über den Rechnungsabschluss 2023, der um rund 300'000 Franken besser ausgefallen war als budgetiert. Dies sei nicht nur höheren Steuereinnahmen zu verdanken, sondern auch dem Umstand, dass in sämtlichen Ressorts weniger Ausgaben getätigt worden seien. Daniela Boelsterli präsentierte anschliessend den Jahresbericht, etwas abgekürzt als "eine nicht wertende Zusammenfassung der Zusammenfassung", wie sie sagte. Kirchenpfleger Thomas Hug, zuständig für die Liegenschaften, informierte über den aktuellen Stand bei der Sanierung des Sigristenhauses. Die Bauarbeiten seien sowohl termin- wie auch budgetmässig auf Kurs, so dass das Gebäude Ende September im Rahmen einer kleinen Feier wieder zur allgemeinen Benützung freigegeben werden könne.

Beunruhigt über Personalwechsel

Im Vorfeld der Versammlung richteten vier freiwillige Mitarbeitende der Kirchgemeinde eine schriftliche Anfrage nach Paragraph 17 des Gemeindegesetzes an die Kirchenpflege. Darin äusserten sie sich beunruhigt über die Vorgänge innerhalb der Gemeinde. Es würden ihnen die gehäuften Kündigungen von Mitarbeiterinnen auffallen, inbesondere aber jene der Pfarrerin Sabine Mäurer. Sie zitierten die Homepage, wo im Zusammenhang mit ihrer Kündigung geschrieben stehe, dass das gegenseitige Vertrauen für einen künftigen gemeinsamen Weg nicht mehr gegeben sei. Von der Kirchenpflege wollten sie konkret wissen, was diese unternehme, um das Vertrauen wieder herzustellen, ob die Behörde in diesem Prozess extern unterstützt werde und ob es angesichts der aktuellen, sehr anspruchsvollen Situation nicht angebracht sei, die Personalführung in andere Hände zu legen?

Vertrauen wieder aufbauen

Die Kirchenpflege antwortete sehr ausführlich. Was die angeblich hohe Fluktuation betreffe, so seien viele der personellen Wechsel weit im Voraus bekannt und geplant gewesen und würden für die Kirchenpflege keine Überraschungen darstellen. Zur Kündigung der Pfarrerin Sabine Mäurer im Speziellen betonte das Gremium, dass es Pfarrerins Mäurer eigener Entschluss gewesen sei. Man schätze ihre Initiative und Engagement, gleichzeitig habe sich die Kirchenpflege aber gewünscht, dass sich die Pfarrerin mehr in die Strukturen und Prozesse innerhalb der Kirchgemeinde einlasse. Zur Frage der Vertrauensherstellung räumte die Kirchenpflege ein, dass das Vertrauen zwischen Kirchenpflege und dem Pfarramt gegenseitig wieder aufgebaut werden müsse. Sie sei aber zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Auf die Frage nach einer externen Unterstützung verwies die Kirchenpflege auf ein mehrmonatiges, bereits abgeschlossenes Coaching mit den Mitarbeitenden und dem Pfarrteam. Es sei aber noch nicht darüber beraten worden, ob und mit welchem Fokus aufgrund der laufenden Personalwechsel eine weitere externe Begleitung erforderlich sei. Zum letzten Punkt, einer Auslagerung der Personalführung, verwies das Gremium auf die Kirchenordnung, worin die Personalführung als klare Aufgabe der Kirchenpflege geregelt ist. Eine Delegation sei aber möglich. In Volketswil nehme diese Verantwortung die Kirchengutsverwaltung in Zusammenarbeit mit dem persoanverantwortlichen Mitglied der Kirchenpflege wahr. Da sich die Lösung bewährt habe, will die Kirchenpflege auch in Zukunft daran festhalten. Mit dem Versprechen, alles daran zu setzen, dass sich die Situation wieder beruhige und wieder eine gut funktionierende möglich werde, schloss die Kirchenpflege ihr Antwortschreiben, das von ihrem Präsidenten Duttweiler verlesen wurde.

Wie im Gerichtsaal

Die Anfragestellenden nahmen im Anschluss zur Antwort der Kirchenpflege im Detail Stellung. Eingangs ihrer Voten erinnerten sie daran, dass ihnen eine Kirche, in der möglichst viele Leute mitdenken, mithandeln und mitreden können sehr wichtig sei. Ein Gemeindemitglied stellte einen Antrag auf Diskussion und mit knapper Mehrheit von sechs Stimmen folgte die Versammlung diesem Begehren. Die Diskussion erstickte aber in dem Moment im Keim, als ein langjährig engagiertes Gemeindemitglied Bedenken wegen Amtsgeheimnis- und Persönlichkeitsschutzverletzung in die Runde warf. Er fühle sich wie im Gerichtsaal, wisse aber nicht, wer der Richter sei. Im Grundsatz gelte, beide Seiten anzuhören. Er verstehe, dass die Kirchenpflege in erwähnter Angelegenheit nicht mehr sagen dürfe, sonst würde sie sich der Amtsgeheimnisverletzung schuldig machen. Und überhaupt sei die Kirchgemeindeversammlung der falsche Rahmen für eine solche Diskussion.

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