«Es muss ein spannender Match am Fernsehen laufen, dass wir heute Abend nicht aus allen Nähten platzen», bemerkte Karin Ayar, Vorsteherin Tiefbau und Werke, eingangs der Informationsveranstaltung im Foyer der Kuspo Gries. Knapp 20 Personen folgten der Einladung des Gemeinderates, ein Grossteil davon, so zeigte sich im späteren Verlauf des Abends, waren Behördenmitglieder und Repräsentanten aus der Telekommunikationsbranche. Begleitet wurde die Ressortverantwortliche von Allen Fuchs, Rechtsanwalt aus Greifensee und gemäss Ayar ein «profunder Kenner der Schweizer Kabelnetzszene».
Deutlichen Mehrwert erzielen
Gemeinderätin Ayar fasste eingangs zusammen, warum es Änderungen bei der Grossgemeinschaftsantennen-Anlage Volketswil braucht, die damals in den 1980er-Jahren zwecks Verbreitung von Fernsehsignalen und der Reduktion von Dachantennen errichtet worden war. Mit dem exponentiellen Wachstum des Datenvolumens und den steigenden Ansprüchen der Kunden könne das heutige Netz, betrieben und unterhalten durch Sunrise GmbH, nicht mehr Schritt halten. Die bestehende HFC-Technologie sei ein Auslaufmodell und der Wert des Netzes sinke kontinuierlich. «Eine leistungsfähige Dateninfrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor» betonte Ayar und erinnerte auch daran, dass der Kabelnetzbetrieb weder Kernaufgabe noch Kernkompetenz der Gemeinde sei. «Wir wollen das Netz aber nicht einfach loswerden, sondern einen deutlichen Mehrwert für alle Einwohnerinnen und Einwohnern sowie Unternehmen am Ort erzielen», hielt Ayar fest.
«Altes» Netz wird zehn Jahre weiterbetrieben
Mit diesem Ziel vor Augen erarbeitete der Gemeinderat den Anforderungskatalog und schickte Allen Fuchs eng begleitet durch die Abteilung Tiefbau & Werke in die Verkaufsverhandlungen. Zehn potenzielle Verkäufer wurden angefragt, neun zeigten Interesse, drei reichten schlussendlich eine Offerte ein und zwei davon erfüllten die Kriterien. Die Gründe für die zahlreichen Absagen lagen primär bei der fehlenden Rentabilität, wie Fuchs ausführte. Was der Gemeinderat nun den Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom 13. September vorlegen wird, ist ein sogenannter Doppelverkauf. Erstens soll das bisherige HFC-Netz der Betreibergesellschaft Sunrise verkauft werden mit der Verpflichtung, dieses zehn Jahre weiter zu betreiben. Zweitens soll die Rohranlage, in der sich die Kabel für das heutige Netz befinden, der Swiss Fiber Net AG veräussert werden, geknüpft an die Bedingung, innert kurzer Zeit darin ein Glasfasernetz zu bauen. Die Vorteile lägen auf der Hand, präzisierte Fuchs. So stelle der Weiterbetrieb des bisherigen, «alten Netzes» Kontinuität sicher. Unter anderem müssten Kundinnen und Kunden nicht auf ein neues Produkt respektive auf einen neuen Anbieter umsteigen. Ausserdem werde der Grundversorgungspreis für das HFC-Netz von 13.70 Franken bis Ende 2025 beibehalten. Durch das Glasfasernetz – das auch von anderen Telekommunikationsanbietern wie Swisscom oder Salt benützt werden könnte – erhielten die Konsumentinnen und Konsumenten eine schnellere Verbindung und zusätzliche Produkte.
Eine einmalige Möglichkeit
Den Verkaufserlös beziffert der Gemeinderat mit insgesamt 3,3 Millionen Franken. 2,6 Millionen steuert die Sunrise für das HFC-Netz bei, 700’000 Franken bezahlt die Swiss Fiber Net für die Rohranlage. Gleichzeitig beteiligt sich die Gemeinde Volketswil an der letztgenannten Unternehmung mit 3,7 Millionen Franken am Aktienkapital und schiesst 0,73 Millionen Franken als nachrangiges Darlehen ein. SFC rechnet bei 8000 Volketswiler Haushalten mit einem Investitionsvolumen von 13,6 Millionen Franken. Die Beteiligung Volketswils ermöglicht die Finanzierung des Glasfasernetzes durch eine Grossbank. Für den Gemeinderat stellen der Aktienwert und das Darlehen in der Höhe von 4,45 Millionen Franken «faktisch einen Investitionsbeitrag» dar und werden daher als erhöhtes Risikokapital wertberichtigt werden. Unter Anrechnung des aktuellen, in der Spezialfinanzierung aufgeführten Bilanzwertes des Kabelnetzes von 4’550’000 Franken, abzüglich eines Restbuchwerts von 500’000 Franken, ergibt sich unter dem Strich ein Gewinn zu Gunsten des Steuerhaushaltes von 2,9 Millionen Franken. Fuchs hob hervor, dass der Investitionsbeitrag aus dem Verkaufserlös und den Reserven des bisherigen Netzes komme und nicht aus dem Steuerhaushalt. «Es ist eine einmalige Möglichkeit, dass Volketswil für sehr tiefe Kosten in der ganzen Gemeinde ein Glasfasernetz erhält und die Gemeinde ihrer unternehmerischen Tätigkeit ein Ende setzen kann.» Das sei der beste Deal, den man sich wünschen könne. Und Karin Ayar fügte an: «Mit dem vorliegenden Doppelverkauf haben wir zwar keine Erlösmaximierung, aber eine maximale Lösung für den Standort Volketswil.» Würde das Geschäft abgelehnt, hätte dies zur Folge, dass aktuell keine weiteren Investoren bereit wären, einzuspringen, der Wert des Kabelnetzes stetig an Wert verlöre und mittelfristig eingestellt würde.
Bedarf sei nicht geklärt
In der anschliessenden Diskussionsrunde fielen die Wortmeldungen zahlreich aus. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, ob der Bedarf für ein Glasfasernetz überhaupt vorhanden sei, dies auch verbunden mit dem Hinweis, dass die Swisscom bereits über ein entsprechendes Angebot in Volketswil verfüge und dieses in Bälde ebenfalls ausbauen wolle. Dem wurde mit dem Hinweis begegnet, dass Swisscom in Volketswil ihre Glasfaserleitungen im Moment aufgrund der Beschlüsse der Wettbewerbskommission noch länger nicht bedienen könne und zudem erst einen kleinen Kundenanteil aufweise. Voten gab es auch zur geplanten Aktienkapitalbeteiligung an der Firma Swiss Fiber Com. Er befürchte, so ein kritischer Zuhörer, dass die Beteiligung für Volketswil zu einem Fass ohne Boden werde, so wie derzeit bei der VitaFutura AG. Karin Ayar entkräftet die Befürchtung, indem sie darauf hinweist, dass das nicht verglichen werden könne. Erstens sei der Werkpreis für den Bau des Glasfasernetzes vertraglich fixiert. Zudem bestünden über die gewährten Beiträge hinaus keinerlei weitere Verpflichtungen, eine Nachschusspflicht sei sogar ausdrücklich wegbedungen worden.
Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung, die am Freitag, 13. September, um 19.30 Uhr in der Kuspo Gries stattfinden wird. Die detaillierte Weisung des Gemeinderates erscheint in der VoNa-Ausgabe vom Freitag, 16. August.