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Kurzsichtigkeit versus Werterhaltung

Erstellt von Vroni Harzenmoser, Volketswil | |   Unsere Zeitung

Es ist eine Schande und unverständlich, dass es das Volketswiler Neujahrsblatt nicht mehr geben soll. Ersatzlos gestrichen. Punkt. Zu wenig Nachfrage, kein breites Bedürfnis der Bevölkerung, zu wenig Resonanz, mit 20'000 Franken defizitär sind die Begründungen. Immerhin bleiben die bisherigen Ausgaben digital einzusehen.

Das Neujahrsblatt ist und war noch nie ein kommerzielles, sondern immer schon ein traditionelles Medium, das das Leben der Menschen in der Gemeinde widerspiegelt. Es bietet Jahresrückblicke, Geschichten der hier lebenden Männer und Frauen, Einblicke in die Vergangenheit unseres Dorfes, Infos aus dem Wirken der Behörden, Sportclubs, Vereine, Kirchen und Gesellschaften, Veränderungen im Dorfleben, Anlässe, Festivitäten, geschichtliche Hintergründe und vieles mehr. Der Ursprung des Neujahrsblattes liegt in der aufstrebenden, schnell wachsenden Bevölkerung der Sechzigerjahre. Viele neue Zuzüger - aber wenig Information. Als Präsident des VVV (Verkehrs-und Verschönerungsvereins Volketswil – heute nur Verschönerungsverein Volketswil) erkannte Jörg Thomas Elmer diesen Mangel und gründete 1962 das Neujahrsblatt. Jeder Haushalt bekam zu Kosten des VVV ein Exemplar, und wurde von vielen interessierten Menschen gelesen.. Nur so erfuhr man, was sich in der Wahlgemeinde tat und welche Geschichten Volketswil zu erzählen hatte. So konnte ein gewisses Heimatgefühl und Respekt zur Umgebung entstehen. Es diente mit seinen geschichtlichen Beiträgen auch lange Zeit als «Heimatkunde-Lehrmittel» und war für die Schulen von unsagbarem Wert. Vieles an historischem Wissen findet man heute im aktuellen Schulwerk hk-volketswil.ch. Irgendwann wechselte die Redaktion vom VVV zur Gemeinde. Nun soll der Betrieb also eingestellt werden. Jörg Thomas Elmer wird sich im Grab umdrehen. Mit Millionenüberschüssen in der Gemeindekasse ist es den Gemeindevätern nicht wert, ein Traditionsblatt von dieser Tiefe weiterzuführen. Es muss andere Wege geben. Vielleicht führt der Weg über eine Abspeckung, über Sponsoren, über eine Rückkehr zum VVV? Die Erwartung an das Redaktionsteam und an die vielen Leser wäre, den Kampf mit Herzblut für ein Stück Volketswiler Traditionsgeschichte aufzunehmen. Wehren wir uns. Es ist sehr zu hoffen, dass der Weg des Volketswiler Neujahrsblattes weiter geht.

Vroni Harzenmoser, Volketswil

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