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Nächstenliebe und Gemeinschaft

Erstellt von Patric Kunz, Reformierte Kirche | |   Unsere Zeitung

In der Stille des Sonntags, wenn die Welt sich langsam dreht, begegnet uns die wahre Bedeutung von Gemeinschaft. Sie ist kein lautes Wort, kein grosses Versprechen, sondern ein zartes Band, das sich über die Zeit hinweg zwischen uns spannt – manchmal unbemerkt, oft im Kleinen. Nächstenliebe ist nicht nur ein Gebot, sondern eine sanfte Einladung. Sie fordert uns nicht auf, Grosses zu leisten, sondern im Alltag aufeinander zu achten, einander in der Dunkelheit zu finden und uns mit einem Lächeln in den Morgen zu schicken. Sie ist die Hand, die uns reicht, wenn der Weg schwer wird, und das Ohr, das zuhört, wenn die Worte fehlen.

In einer Welt, die oft von Eile und Selbstgenügsamkeit geprägt ist, erinnert uns die Gemeinschaft daran, dass wir nicht für uns allein leben. Sie fordert uns auf, einander zu tragen, in den guten und in den schweren Zeiten, in der Freude und im Schmerz. Gemeinschaft bedeutet, sich mit anderen zu verbinden, nicht aus Pflicht, sondern aus ­einem tiefen Bedürfnis heraus, miteinander zu leben, zu teilen und zu wachsen. Es sind die kleinen Taten, die die Gemeinschaft stark- machen – das leise Gebet für den, der es braucht, das sanfte Wort in der Stunde der Trauer, das Teilen eines Moments der Freude. Und in all dem spiegelt sich etwas Grösseres wider, ein Echo der göttlichen Liebe, die uns allen gilt, ohne Bedingung, ohne Ende. Wenn wir in die Welt hinausgehen, trägt uns die Erinnerung daran, dass wir nicht nur für uns selbst leben. Wir sind Teil eines Ganzen, das weit über uns hinausreicht – verbunden durch den Glauben, durch die Liebe, durch das einfache, aber tiefgründige Band der Nächstenliebe. Die Gemeinschaft ist der Ort, an dem wir einander finden, uns stärken und in den Schwächen des anderen unsere eigenen Stärken erkennen. In der Nächstenliebe wird das Leben heller, das Herz weit, und der Weg ein Stück leichter. Mögen wir in jedem Augenblick erkennen, dass es nicht die grossen Taten sind, die zählen, sondern das aufrichtige Bemühen, füreinander da zu sein. Denn am Ende ist es die Liebe, die uns trägt, die uns vereint und uns zeigt, dass wir nie wirklich allein sind.

Patric Kunz, Jugendseelsorger reformierte Kirche

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