Das waren meine Gedanken, als ich heute den Feldhof-Sanierungsberichts in den Volketswiler Nachrichten las. Da musste ich einfach in die Tasten greifen. Ausser «Brandschutz Singsaal» lese ich zum Jahrzehnte-Thema «Singsaal Feldhof» leider schon wieder nichts Nützliches, Mutiges, Visionäres. Ich kann mir das nur so erklären: Entweder hatten die praktizierenden Lehrpersonen in der Planungskommission keinen Einsitz oder sie wurden nicht gehört und ernst genommen. Oder – es ist ihnen in der Zwischenzeit das Theaterspielen mit der Klasse ohne jegliche Infrastruktur eh schon endgültig verleidet.
Stetiger Punkt auf der Wunschliste der Klassenlehrpersonen
Seit das Schulhaus steht – und das sind immerhin 50 Jahre – äusserte die Lehrerschaft immer wieder den Wunsch nach einem grösseren Theaterraum mit der nötigen Infrastruktur. Keine Chance, kein Verständnis, kein Gehör. Man habe ja im Gries eine professionelle Theaterbühne und könne ja diese benutzen, wurde uns von präsidialer Seite empfohlen. Sagt sich von oben herab und ohne Praxisbezug so leicht. Dass dies logistisch reiner Unsinn ist und Proben während der Schulzeit undurchführbar sind, haben wir mit dem Musical «Die Schweiz sucht den Kinderstar» hautnah erlebt. An die Wände knallende Bälle und Turnhallenlärm machen ein Arbeiten unmöglich. Dazu kommt, dass die Bühne immer wieder neu eingerichtet werden muss und man immer alles abzuräumen hat. Der Hauswart muss jedes Mal orientiert werden und der Zeitaufwand für Hin- und Rückweg sind unsinnig; von spontanen Proben, Stellungsübungen und Soundchecks ganz zu schweigen. Für Unterstufenkinder und Kindergarten ohnehin ein absolutes "No-go". So improvisierte man halt was das Zeug hielt. Väter brachten Scheinwerfer, Musikanlagen, Mikrofone und Tonverstärker, Mütter nähten provisorische Vorhänge und Wandverkleidungen.
«Jetzt reicht es!»
Eines Tages reichte es uns Lehrpersonen: Farbkübel und Pinsel wurden gekauft und standen parat. Wir wollten die grässliche Bühnenwand selbst weiss streichen. Nichts da. Stopp! Alles wieder einpacken und Abtransport. Verboten. Die hässliche Backsteinwand muss bleiben. Unsere Handarbeitslehrerinnen kauften auf unser Ersuchen hin günstigen Vorhangstoff. Schienen wurden an die Decke geschraubt – illegal notabene. Und, oh Wunder, der Theatervorhang hängt heute noch. In einem nächsten Verbots-Schritt der Feuerpolizei durfte man bei Advents-oder Weihnachtsspielen keine Teelichter mehr anzünden – von Adventskränzen ganz zu schweigen. Zu allem Übel beschränkte dasselbe «Verhinderungsamt» die Anzahl der Personen auf max. 50. 24 Kinder mal 2 Eltern, plus Grosseltern, Göttis und Geschwister. Man rechne! «Toll!», dachten wir. Einmal mehr Behinderungen anstatt Unterstützung oder bauliche Nägel mit Köpfen. Aber einmal, ganz kurz nur, nach wiederholten Anläufen der Lehrpersonen, wurde eine Singsaalerweiterung in Richtung Überdachung des Eingangsbereiches geprüft, scheiterte aber an «wichtigeren» Investitionen. Das Theaterspielen im Feldhof wurde immer spärlicher und dümpelt seit 50 Jahren vor sich hin. Nichtsdestotrotz: Zum Glück gibt es trotz allem noch einige Unerschrockene, Zähe und Kompromissbereite, die mit ihren Klassen Theaterprojekte in Angriff nehmen, weil sie eben Pädagogen sind. Sie wissen, wie wertvoll das Theaterspielen für Geist und Seele der Kinder ist. Auswendig lernen, klare Sprache, Schlüpfen in andere Rollen, Mut haben, Lampenfieber, Gemeinschaftserlebnis, Disziplin, Empathie, Stolz, harte Arbeit, Fleiss und das Über-den-Schatten-springen – all das und viel mehr steckt nämlich an «Lernen» drin. Fragt man die Kinder, woran sie sich am besten und liebsten erinnern: Theater und Musicals. Treffe ich meine Ehemaligen heute, reden sie von diesen Erlebnissen, weil sei dadurch am meisten und in kurzer Zeit sehr viel gelernt haben. Aus pädagogischer Sicht ist ein geeigneter Theaterraum ein absolutes "must" für jede Schule. Hellwis, Zentral, Gutenswil, InderHöh und Lindenbüel können sich glücklich schätzen. Das Feldhof hat man schlicht vergessen und es wurde bei den Sanierungsplanungen nie ernsthaft daran gedacht. Für 600 Kinder steht ein mickrig kleines, für Theater unbrauchbares «Singsäli» - nicht grösser als ein Schulzimmer - zur Verfügung!
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wie hatte ich für die Feldhofkinder gehofft, für die gesprochenen 18 Millionen Franken endlich auch einen ordentlichen Theaterraum zu bekommen. Mehr und regelmässige Theaterprojekte wären gerade auf unserer heutigen Schulbühne so dringend notwendig. Kinder wachsen über sich hinaus, erkennen an sich nie geahnte Talente und Fähigkeiten, die ihnen sehr helfen, schulische Defizite zu relativieren. Pädagogisch also absolut notwendig. Wer weiss, vielleicht ist es ja noch nicht zu spät und die Planer haben gute Ideen. Jetzt, da die Schwimmbadsanierung um 5 bis 10 Jahre verschoben wird, könnte ein mutiger Entscheid der Verantwortlichen eine Hoffnung zur Wirklichkeit werden lassen. Als «Pfleger der Schule» muss man den immensen pädagogischen Wert erkennen. Eine eingehende Überlegung mit nachfolgender Tatkraft wird das Geld wert ein.
Vroni Harzenmoser, Volketswil