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«Volketswil ist für mich die schönste Gemeinde – aber ein Dorffest fehlt»

Erstellt von Interview: Majken Grimm | |   News

Die Vorfreude auf das Dorffest in zwei Wochen ist gross. Die Vorbereitungen gestalteten sich alles andere als einfach, musste das Organisationskomitee das Fest doch mehrmals verschieben. Ein Interview mit Marco Schmäh (Vereinspräsident) und Oliver Caprez (Marketing, Kommunikation und Sponsoring).

 

Vom 5. bis zum 7. Juli findet das Volketswiler Dorffest statt. Wie laufen die letzten Vorbereitungen?

Marco Schmäh: Die grossen Vorbereitungen sind an diesem Punkt fast abgeschlossen. Aktuell liegt der Fokus auf den finalen Absprachen. Es gelangen viele Fragen von den Standbetreibern an uns, welche wir klären. Das OK wird ab Montag, 1. Juli, vor Ort sein und die Grundinfrastruktur bereitstellen, damit die Vereine und Schausteller am Donnerstag aufbauen können. Darauf zielt jetzt alles ab.

Oliver Caprez: Ein grosser Part ist aktuell die Vorbereitung mit den Schichtplänen, wer wann vor Ort ist und wann welche Arbeiten gemacht werden müssen. Wir sind in engem Kontakt mit den Sponsoren, welche uns verschiedene Leistungen und Materialien zur Verfügung stellen.

Das Dorffest sollte ursprünglich 2020 stattfinden ...

Marco Schmäh: Das letzte Dorffest fand 2011 noch unter dem alten OK statt. Ich war damals Mitglied im Sicherheitsressort. Danach war es lange ruhig, bis ich im Jahr 2017 vernahm, dass sie im Sinn hatten, den Verein aufzulösen. Das bewog mich und ein paar Kollegen dazu, ein komplettes OK zu stellen und 2018 den Verein zu übernehmen. Das Ziel war, 2020 das Fest durchzuführen. Die Vorbereitungszeit wäre ideal gewesen und es lief auch alles gut an. Doch dann kam die Pandemie und wir mussten das Fest verschieben, ein Jahr später noch einmal. Im Jahr 2022 entschieden wir uns bewusst, das Fest nicht auf 2023 zu legen, sondern für 2024 zu planen: Unter anderem auch zur Erholung der Vereine, des Gewerbes und der ganzen Gesellschaft. So starteten wir erneut in die Planung des Fests, mittlerweile mit einem neuen OK.

Oliver Caprez: Was dazu noch hervorzuheben ist: Der grösste Teil unserer Sponsoren blieb uns treu und forderte auch keine Rückzahlung bereits geleisteter Beträge. Das gab uns eine gewisse Sicherheit und rettete unseren Verein, da wir 2020/2021 aufgrund von Vorzahlungen einen grossen Betrag abschreiben mussten.

Wie verlief die Suche nach den Sponsoren?

Oliver Caprez: Die Sponsorensuche begann bereits im Jahr 2018. Innerhalb des lokalen Gewerbes haben wir grosse Unterstützung erfahren. Im Rahmen eines Sponsoring-Konzepts mit Leistung und Gegenleistung konnten wir unseren Sponsoren diverse Möglichkeiten für ein Engagement bieten. Ein Beispiel ist der Festführer, welcher als Beilage der «Volketswiler Nachrichten» in alle Haushalte verteilt wurde. Wir sind froh, dass wir grosse, namhafte Sponsoren davon überzeugen konnten, uns zu unterstützen. Das ist der Grundstein, der für die Realisation gelegt wird, sodass es möglich wird, das Dorffest überhaupt durchzuführen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, von ganz kleinen bis zu sehr grossen und grosszügigen Beträgen.

Marco Schmäh: Ohne diese Sponsoren würde es das Fest nicht geben. Ein Fest in dieser Grössenordnung kostet über 180 000 Franken. Für uns war es immer ein Spagat zwischen dem Geld, das wir zwingend brauchen, um die Sicherheit und die Infrastruktur sicherzustellen, und unseren Wünschen und Träumen. Mit Blick auf die tatsächlichen Einnahmen mussten wir regelmässig unser Budget kürzen und uns auf die notwendigen Ausgaben konzentrieren. Klar generieren wir auch Einnahmen durch die Standbetreiber für die Teilnahme am Dorffest. Doch dieser Betrag ist im Vergleich zum Gesamtbudget eher gering. Zudem war uns wichtig, die Mietkosten gering zu halten, sodass es allen Vereinen und Anbietern möglich ist, Teil des Fests zu sein.

Oliver Caprez: Ein grosses «Learning» war: Was kostet überhaupt so ein Dorffest? Das habe nicht nur ich, sondern wohl das ganze OK zu Beginn unterschätzt. Man sieht den Sponsoring-Betrag gegenüber einer relevanten Ausgabe und merkt: Da geht einiges drauf. Die Finanzierung wurde an jeder OK-Sitzung thematisiert.

Marco Schmäh: Eine weitere Herausforderung ist, dass wir alles freiwillig und in unserer Freizeit machen und keine Profis sind. Wir sind keine Event-Organisatoren oder Sicherheitsspezialisten. Wir bekommen auch keine Entschädigung für unser Engagement. Die Bereitschaft, die ich als Präsident von meinen Kollegen erfahren durfte, ist deshalb schon erwähnenswert. Was ist Ihre Motivation dafür, das Fest zu organisieren? Oliver Caprez: Beruflich habe ich ­Erfahrung im Marketing und Sponsoring. So konnte ich dies in den ­Verein einbringen. Ich bin kein gebürtiger Volketswiler, aber meine Frau ist hier aufgewachsen. Mittlerweile lebe ich seit elf Jahren hier und habe hier auch meine Lehre absolviert. Es ist für mich ein Stück Heimat. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt. Zwischendurch gab es mit der Corona-Pandemie sicherlich auch Momente, in denen ich überlegte, ob ich noch weitermachen soll. Es braucht viel intrinsische Motivation. Aber wir sind ein grossartiges Team im OK und haben einen Präsidenten, der nicht nur verlangt, sondern als Leader vorangeht. Am Ende freuen wir uns, wenn wir sagen können: Hey, wir haben es ­geschafft!

Marco Schmäh: Ich bin stark in der Gemeinde verwurzelt. Seit bald 40 Jahren wohne ich in Volketswil und seit etwa 24 Jahren leiste ich Feuerwehrdienst als Freiwilliger. Volketswil ist für mich persönlich die schönste Gemeinde der Schweiz. Es bietet so viele Möglichkeiten wie mehrere Einkaufszentren, verschiedene Dorfteile und Kulturen, ist nahe am pulsierenden Leben der Nachbarstädte und doch ist man ganz schnell in der Natur. Doch was für mich in Volketswil fehlt, ist ein grosses Dorffest. Einen Beitrag an das Dorffest zu leisten, ist somit für mich eine einmalige Chance und eine ehrenvolle Aufgabe. Etwas weitergeben zu können und Freude zu schenken, ist für mich eine grosse Motivation. Ausserdem ist es ein Lernfeld. In den Jahren seit 2018, als wir den Verein übernommen haben, habe ich wahnsinnig viel gelernt. Was heisst Teamführung in der Freiwilligenarbeit? Wie gehen wir mit Enttäuschungen und Rückschlägen um und machen trotzdem als Team zusammen weiter? Was heisst es aus einer gesetzlichen Perspektive, ein Fest in dieser Grössenordnung durchzuführen? Schliesslich rechnen wir mit 25 000 bis 50 000 Besuchern am Dorffest. Wenn etwas passiert, bin ich als Präsident und Veranstalter verantwortlich. Das verpflichtet mich und mein Team, Massnahmen bezüglich Sicherheit zu unternehmen. Und schlussendlich ist es auch Lebenszeit, die wir schenken, und im Gegenzug bekommen wir etwas wahnsinnig Schönes zurück. Es ist ein einmaliger Moment für uns. Ich bin überzeugt, ich werde irgendwann zurückdenken an diese Zeit, an das Dorffest, und sagen: Hey, cool, das haben wir zusammen gemacht!

Auf welche Highlights im Programm freuen Sie sich am meisten?

Oliver Caprez: Wir als OK bieten grundsätzlich eine Plattform für die Vereine und die Aussteller, um sich zeigen zu können. Klar haben wir, gerade was die Festbühne anbelangt, mit Acts gewisse Leitplanken festgelegt. Wir freuen uns extrem, dass Bands aus dem Zürcher Oberland und der Umgebung bei uns auftreten. Am Ende des Tages beginnt das Fest aber erst mit dem zu leben, was die Aussteller und Vereine bieten werden. Sei es ein Kinderprogramm, eine Festwirtschaft oder ein Public Viewing im Fussball. Aus meiner Sicht ist es extrem schwierig, das auf zwei, drei Highlights zu begrenzen. Ich bin überzeugt: Es wird ein Fest, bei dem es rund um das Areal vom Gries einfach anfangen wird zu leben. Und auf das freue ich mich am meisten.

Marco Schmäh: Für uns ist das Motto: «Eis Dorf, eis Fäscht – Volketswil fiired». Das versuchen wir auch mit dem Thema Inklusion und Integration abzudecken. Bei uns sind wirklich alle Menschen willkommen. Für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung bieten wir einen Betreuungsdienst an, durch die Profis der Zivilschutzorganisation Volketswil. Wir versuchen, alles gehbehindertengerecht zu machen. Und wir versuchen, das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen unserer Möglichkeiten so gut es geht umzusetzen. Ich freue mich persönlich sehr auf das Fest und die Begegnungen mit der Bevölkerung. Es ist alles organisiert, lediglich das Wetter können wir nicht beeinflussen. Und so bleibt der grösste Wunsch bis zum Fest ­offen: die Hoffnung auf schönes ­Wetter.

Möchten Sie zum Abschluss noch etwas loswerden?

Schmäh: Mir ist es wichtig, noch einen Dank zu äussern. Namentlich Jean-Philippe Pinto und dem gesamten Gemeinderat für die Unterstützung, auch sämtlichen Abteilungen der Gemeinde Volketswil wie der Sicherheitsabteilung und der Liegenschaftsabteilung. Allen unseren Sponsoren möchte ich an dieser Stelle Danke sagen. Ich möchte allen 98 Standbetreibern und Vereinen aus Volketswil und der Umgebung danken. Gerade die Vereine von Volketswil sind aktuell an ihren eigenen Festvorbereitungen und leisten einen grossen Aufwand, damit sie drei Tage lang mit ihrer Festwirtschaft oder ihrem Stand anwesend sein können. Besonders bedanken möchte ich mich beim OK-Team und bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die das Volketswiler Dorffest unterstützen.

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