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"Volketswil ist gut so wie es ist"

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Statt bei einem Spaghetti-Plausch auf dem Greifensee, feierten die Jahrgänge 2006 und 2007 ihr Jungbürgerdasein bei Bowling und Burger in Dübendorf. Die neue Idee überzeugte - die 50 Jugendlichen fanden›s «cool».

Soweit der Schreibende zurückdenken kann, bestand das Programm der jährlichen Jungbürgerfeier jeweils aus einer abendlichen Rundfahrt auf dem Greifensee mit Spaghetti-Plausch und anschliessendem Absacker in der Wallberg-Bar. Letztes Jahr blieb das Schiff am Ufer. Mangels Anmeldungen fiel die Jungbürgerfeier ins Wasser. Für dieses Jahr heckten sich die Lernenden der Gemeindeverwaltung eine neue Idee aus. Mit dem Car ging es ins Prestige Bowling nach Dübendorf, wo nach dem Spielplausch auf den Bahnen noch XXL-Burger und Fritten vertilgt wurden. Damit haben die angehenden Kaufleute voll ins Schwarze getroffen. 50 Jungbürgerinnen und Jungbürger folgten am vergangenen Freitag der Einladung und zeigten sich nach dem rund vierstündigen Anlass zufrieden - die Kommentare reichten von «ein interessanter Abend» bis zu «es war cool».

Mehr Dynamik als auf dem See

Auch die Gastgeber, Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto und Gemeindeschreiber Beat Grob, sprachen von einem gelungenen Abend, der im nächsten Jahr durchaus wiederholt werden könnte. «Es herrschte viel mehr Dynamik als auf dem Schiff», fügte der Gemeindeschreiber an. Ein Programmteil, der aus den früheren Anlässen übernommen wurde, war die offizielle Ansprache Pintos. Traditionellerweise erinnerte er seine Gäste an die weltbewegenden Ereignisse aus ihrem Geburtsjahr. 2006 / 2007 zählten unter anderem die Einführung des Iphone, die Unabhängikeit Montenegros und die Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels dazu. Pinto unterliess es nicht die jungen Volketswilerinnen und Volketswiler zu motivieren, ihre neu gewonnenen Rechte zu nutzen, und sich politisch zu engagieren. «Geht abstimmen und geht wählen und bringt eure jungen und frischen Ideen ein.» Begleitet wurden die Jugendlichen weiter von den Gemeinderäten James Frei, Michael Läubli, Karin Ayar und Ioana Mattle.

Beliebte Natur

«Man wird nur einmal im Leben 18», gibt die noch nicht ganz 18 Lenze junge Alessia Leonforte zu Protokoll. Ihre Mutter habe ihr eingebläut, dass sie unbedingt an der Jungbürgerfeier teilnehmen müsse. Bereut hat sie ihr Kommen nicht: «Es herrscht eine sehr offene und herzliche Atmosphäre». Sie findet es positiv, dass es an ihrem Wohnort noch nicht so eng sei ,wie zum Beispiel in der Stadt Zürich, und es rundherum sehr viel Natur gebe, die sie dazu nutze, um mit ihren Kolleginnen spazieren zu gehen. Leonforte lässt sich zur Strassentransport-Fachfrau ausbilden, wird also in Bälde hinter dem Steuer von 40-Tonnen-LKWs zu sehen sein. «Es ist mega lustig», sagt Lea Palermo, Kauffrau-Lernende. Sie freue sich sehr, heute wieder einmal ihre Kolleginnen aus der Schulzeit zu treffen. Nebst ihrer Berufsausbildung engagiere sie sich bei der katholischen Kirche. Volljährigkeit bedeute für sie abstimmen gehen und endlich in eine eigene Wohnung ziehen. «Volketswil ist gut so wie es ist», antwortet sie auf die Frage, was sie verbessern würde. Sie schätzt vor allem den «schönen Wald» und den Griespark. Nach kurzem Überlegen rückt sie doch noch einen Wunsch hervor: «Weniger aggressive und rücksichtslose Velofahrer.» Anscheinend ist dies bei den Jugendlichen ein aktues Problem, denn eine ganz ähnliche Aussage machte völlig unabhängig voneinander noch eine andere Jungbürgerin. Timea Slaby aus Gutenswil wünscht sich, was ihren Ortsteil betrifft, etwas mehr Läden - ein Volg allein genüge nicht. Auch sie findet die Natur an ihrem Wohnort «megaschön».

Wunsch: Ein «härziges Café»

Beim Sonnenuntergang im Griespark zu chillen, fänden sie lässig, lässt eine Fünfergruppe von Jungbürgerinnen den Interviewer wissen. Im gleichen Atemzug schieben sie aber eine lange Mängelliste nach: Es fehlt ein «härziges Café» - und ein «Starbucks». Letztere Einrichtung wünsche man sich am liebsten im Volkiland. Dass im dortigen Food-Land seit vier Monaten ein Leerstand klaffe, sei übrigens schade. Es gebe doch noch so viele trendige Gastronomie-Ketten, die in Volketswil bestimmt beliebt wären. Wenn es auf der Terrasse des Inside noch eine Rooftop-Bar mit DJ gäbe, wo man bis in die frühen Morgenstunden feiern könnte, würden die fünf Kolleginnen für ihren Ausgang «zu 100 Prozent» an Ort bleiben. Momentan vergnügen sich die jungen Volketswilerinnen und Volketswil in den Stadtzürcher Clubs Kaufleuten und Mepmphis. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit können sie nun endlich leichter in den Ausgang und hätten keinen Stress mehr mit den Türstehern. Einfacher sei auch das Reisen geworden. Die bislang von den Eltern unterschriebenen Alleinreise-Erlaubnisse brauche es nicht mehr. Sie hätten nun in vielen Lebensbereichen viel mehr Freiheiten erhalten.

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