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Wenn sachliche Kritik ins Lächerliche gezogen wird

Erstellt von Thomas Sigrist, Kindhausen | |   Unsere Zeitung

Als Bewohner von Kindhausen, der in unmittelbarer Nähe der geplanten Mobilfunkantenne wohnt, möchte ich unsere Sichtweise einbringen. Herr Bitschnau wirft den Verfassern des Flyers zur geplanten Anlage vor, sie würden Angst schüren, Verschwörungen andeuten und polemisch argumentieren. Doch statt auf konkrete Argumente einzugehen, reagiert er mit Spott und Überheblichkeit. Das ist schade, denn eine solche Herangehensweise verhindert eine ehrliche Diskussion.

Gleichzeitig verwendet Herr Bitschnau selbst das stärkste aller Angstbilder: die Vorstellung, im Notfall keinen Empfang zu haben. Dieses Gefühl ist nachvollziehbar. Niemand möchte erleben, dass in einer Notsituation kein Notruf möglich ist. Diese Sorge teilen wir. Aber sie darf nicht dazu führen, dass berechtigte Bedenken pauschal abgewertet werden. Denn genau darum geht es uns: Wir wollen keine Funklöcher, wir wollen eine stabile Netzabdeckung in Kindhausen. Was wir jedoch sehr kritisch sehen, ist der geplante Standort und die Dimension der Anlage. Die höchste Belastung entsteht typischerweise in einem Abstand von 100 bis 300 Metern in Hauptstrahlrichtung auf Höhe der Antennen. Unsere Siedlung liegt genau in diesem Bereich, teils sogar leicht erhöht. Wir sind also direkt betroffen. Der Neubau soll laut Projekt 35 Meter hoch werden. Die aktuell ausgesteckte Höhe liegt geschätzt eher bei 25 bis 30 Metern. Dennoch entsteht hier ein massiver Baukörper in unmittelbarer Nähe zur Wohnzone und zur beliebten Badi Waldacher. Die geplanten Neubauten in Kindhausen werden weniger als 100 Meter von der Antenne entfernt stehen. Dass Menschen dauerhaft in so engem Radius einer Hochfrequenzquelle ausgesetzt sein sollen, ohne dass gesicherte Langzeitstudien über gesundheitliche Folgen vorliegen, ist für uns ein unnötiges und vermeidbares Risiko. Herr Bitschnau verweist auf tausende Studien zur Unbedenklichkeit. Dass viele davon industrienah finanziert sind, wird dabei ausgeklammert. Ebenso gibt es zahlreiche unabhängige Studien, die sehr wohl auf Risiken hinweisen. Diese pauschal mit Flacherde-Theorien gleichzusetzen, ist nicht sachlich, sondern abwertend. Wissenschaft ist kein fester Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Gerade bei potenziellen Langzeitwirkungen wäre etwas mehr Vorsicht und Weitsicht angebracht – besonders wenn es um die Gesundheit ganzer Wohnquartiere geht. Entscheidungen dieser Tragweite sollten mit Sorgfalt und im Dialog mit der Bevölkerung getroffen werden. Und noch etwas: Die ständige Taktik, kritische Stimmen als lächerlich darzustellen, ist mittlerweile ermüdend. Wer sich ernsthaft informiert, wird heute allzu schnell in eine Schublade gesteckt. Wenn sogar der Vergleich mit der flachen Erde bemüht wird, zeigt das nicht die Schwäche der Kritik, sondern den Mangel an Argumenten auf der Gegenseite. Wir fordern nicht, dass keine Antenne gebaut wird. Aber wir fordern einen vernünftigen Mindestabstand von mindestens 400 Metern zur Wohnzone. Und wir sind offen für Alternativstandorte, die Kindhausen zuverlässig versorgen, aber niemandem ein dauerhaftes Gefühl von Unsicherheit aufzwingen. Das ist kein ideologischer Kampf, sondern ein berechtigter Wunsch nach Rücksicht, Transparenz und Augenmass. Am Ende wollen wir alle dasselbe: Sicherheit, Gesundheit und eine gute Verbindung. Der Unterschied liegt im Weg dorthin. Und dieser Weg sollte respektvoll, ehrlich und gemeinsam gegangen werden. 

Thomas Sigrist, Kindhausen

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