«Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein», sang Reinhard May 1974. Für Alexander Eichhorn, geboren 1989, war dieses Lied wohl weder bekannt, noch ein Ziel in seinen Jugendjahren. Damals dachte er noch nicht daran, dass er einmal vom Boden abheben würde. Aufgewachsen südlich von Frankfurt interessierte er sich sehr wohl für die Fliegerei und baute mit Lego auch einen kleinen Flughafen. Ein Flughafenbetrieb war für ihn ein Ort voller Faszination. Nach dem Abitur stellte sich die Frage nach der Zukunft. Es überraschte kaum, dass er eine kaufmännische Ausbildung zum Speditionskaufmann bei der Lufthansa Cargo startete. Während der zweieinhalbjährigen Ausbildung konnte er einmal im Cockpit eines Frachtflugzeugs nach Afrika mitfliegen. Rund sechs Stunden dauerte der Flug in den Senegal. «Die Sicht vorne im Cockpit hat einiges ausgelöst», erinnert sich Eichhorn.
Über den Wolken
Die unmittelbare Nähe der Piloten und die geballte Panoramaaussicht im Cockpit liess Eichhorn nicht mehr los. «Nach diesem Flug nach Afrika erwischte mich das Flieger-Virus. Danach fasste ich den Entschluss, eine Pilotenausbildung zu starten.» Im Jahr 2012 war es so weit. Die Ausbildung bei Air Berlin in Nordrhein-Westfalen konnte starten. Diese machte ihm sehr viel Spass, wenn da nicht während der Zeit Gerüchte kursierten, dass es um die Fluggesellschaft nicht mehr so gut steht. Mit diesen Meldungen stieg auch die Unsicherheit. Glücklicherweise konnte der angehende Pilot, trotz wirtschaftlich schlechter Aussichten bei Air Berlin, die letzten Ausbildungsschritte 2015 bei der Tochtergesellschaft Belair am Flughafen Zürich abschliessen. Eigentlich hätte die Ausbildung zweieinhalb Jahre gedauert, doch zur Überbrückung der unsicheren Zeiten arbeitete Eichhorn ein halbes Jahr als Flugbegleiter. «Ich sehe das positiv», meint er rückblickend. Er habe dadurch viele Menschenkenntnisse gewonnen, dies zwischen Kabine und Cockpit. Aber er spürte auch, wie manche Passagiere unfreundlich über einen 10 Minuten verspäteten Start reagierten oder er musste sich bissige Kommentare über späte Landungen anhören. Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss bei der Belair, häuften sich auch dort die Turbulenzen. Trotzdem war Eichhorn 2016 froh, über das Jobangebot als Co-Pilot Kurzstrecken in Europa fliegen zu dürfen.
Rettung in Sicht
Wenn mit diesem Titel etwas Humor erlaubt ist, dann darf man gleich zwei Ereignisse nennen. Das Erstere war das Kennenlernen der zukünftigen Frau, naheliegend auf der Terrasse des Flughafens Zürich-Kloten. «Unsere ersten Dates hatten wir ebenso dort», erzählt Eichhorn schmunzelnd. Das zweite Ereignis war die Stellenausschreibung der Rega für zwei Piloten oder Pilotinnen. 200 Bewerbungen trafen ein und das Auswahlverfahren dauerte drei Monate. Stufe um Stufe erhielt er positiven Bescheid. Aber auch Piloten müssen mal Ferien machen. So ging es 2017 mit seiner zukünftigen Frau nach Rom, in die Stadt der Antike. Er erinnert sich noch sehr genau an den Moment im Mai 2017 als beide vor dem Kolosseum standen. Das Handy klingelte und eine Stimme sagte: «Herr Eichhorn, ich habe gute Nachrichten, wir stellen Sie gerne als Pilot bei der Rega ein.» Eichhorn konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte ein Ticket für die Zukunft. Das andere Glück stand neben ihm. Die Heirat fand 2019 statt.
Gesamtpaket stimmt
In der Zwischenzeit flog Eichhorn zahlreiche sogenannte Repatriierungsflüge für die Rega auf der ganzen Welt und die Crew erhält immer wieder sehr dankbare Worte von den Patientinnen und Patienten. Für ihn stimmt das Gesamtpaket. Damit gemeint ist auch das Arbeitsumfeld. Die Möglichkeit, seine Leidenschaft für die Fliegerei mit der Hilfe für in Not geratene Menschen zu verbinden, motiviert Eichhorn jeden Tag aufs Neue. Sein Fazit: «Für mich spielt es keine Rolle, ob ich einen grossen Airbus oder einen eher kleineren Ambulanzjet fliege. Die Hauptsache ist, dass ich mit meinem Job etwas Gutes tun und unsere Patienten und Patientinnen sicher und schnell wieder in ihre Heimat zurückbringen kann.»
Haben Sie nach all dem Gesagten noch Zeit für ein Hobby?
Wegen der sitzenden Tätigkeit besuche ich gerne ein Fitnessstudio. Zur Abwechslung sieht man mich auch auf dem Vitaparcours.
Was lieben Sie so an der Gemeinde Volketswil?
Ich bin in wenigen Gehminuten im Wald. Aber auch per Fahrrad oder mit dem Auto schnell in den Einkaufszentren.
Gibt es einen Lieblingsort?
Mein Lieblingsort ist der Grillplatz am Gruebweg in Kindhausen.
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