Es ist fast ein Märchen, das Wirklichkeit wurde. Nur lautet die Zauberformel nicht «Sesam, öffne dich!», sondern «Bücherschrank, öffne dich!».So zumindest konnte man aus der Eröffnungsansprache des Gemeindepräsidenten Jean-Philippe Pinto diesen Wunsch erahnen. Aufgrund der aktuellen Situation waren nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer zur offiziellen Einweihungsfeier eingeladen worden.
Keine Auftritte ist eine Strafe
Der Gemeindepräsident versprühte viel Freude über diese neue Überraschung für die Bevölkerung. Er erinnerte in seiner Ansprache an den Fitnesspark, der letztes Jahr eingeweiht wurde. Aber auch an den kürzlich durchgeführten Koffermarkt, die aktuelle Kunstausstellung sowie die «Muttertag»-Pflanzaktion im Griespark. «Wir wollen etwas an die Bevölkerung zurückgeben.» Froh sei er auch über die Möglichkeit, mit solchen Veranstaltungen die Sicht des Politikers mitzuteilen. Pointiert, aber auch mal selbstironisch, wie viele Pinto kennen, fuhr er fort. So bemerkte er, dass die vergangene Zeit für einen Politiker – ohne die Möglichkeit von Auftritten – einer Höchststrafe gleichgekommen sei. Seine glühende Rede an diesem Nachmittag glich denn auch einer behutsamen Kompensation.
Gute Ideen brauchen Zeit
Geboren wurde die Idee des offenen Bücherschranks auf einer Reise ins französische Rouen, der Hauptstadt der Normandie, wo Pinto einen solchen Schrank entdeckte. Gemäss Aussagen des dortigen Bürgermeisters hätte die Stadt gute Erfahrungen mit diesem Angebot gemacht. Seither wurden im Gemeinderat verschiedene mögliche Modelle für Volketswil diskutiert. Bis zur Verwirklichung dauerte es jedoch noch eine Weile. Man könnte auch anfügen: Gutes braucht seine Zeit. Pinto ist auf jeden Fall überzeugt, dass das Buch das aktuelle Zeitalter überdauern wird, dies trotz E-Reader etc. Ein Buch in den Händen zu halten, darin zu blättern, sei doch ein besonderes Erlebnis. Und ohne Bücher gäbe es keine Geschichte, keine Kultur – die Welt wäre ärmer. Lesen sei ein bedeutender Bestandteil der Bildung und mache einen «smart».
Bücher, die Freude machen
Gegen Schluss gab der Gemeindepräsident noch ein Versprechen ab. «Ich verspreche, dass weder meine Memoiren noch Gemeindeerlasse im Bücherschrank Platz finden. Es sind Bücher, die Freude machen.» Damit es auch so bleiben wird, betreut das Team der Gemeindebibliothek den Bücherschrank. «Ich freue mich, mit einem Buch in der Hand auf einem der beiden Sitzbänke Platz zu nehmen und zwischendurch einen Blick in den blühenden Park zu werfen.» Mit der Hoffnung, dass die Menschen diesen Büchern Sorge tragen mögen, eröffnete der Gemeindepräsident das neue Angebot im Griespark ganz offiziell.
Freunde des Bücherschranks
In seiner Rede dankte Pinto ferner dem Ehepaar Anita und Hansruedi Steinmann von Steinmann & Partner, ein in Volketswil ansässiges Dienstleistungsunternehmen für öffentliche Verwaltungen, für das Sponsoring. Ohne dieses Engagement gäbe es die heutige Eröffnung nicht. Hansruedi Steinmann betonte denn auch, dass ihm und seiner Familie die Gemeindebibliothek schon immer am Herzen lag. Er unterstrich in seiner Rede die Bedeutung des Buches, gerade auch während der Zeit von Corona. Steinmann berichtete, wie er mit seiner Frau vor Jahren in Solothurn einen Bücherschrank gesehen und begeistert von dieser Idee nach Hause kehrte. Dieses Erlebnis motivierte ihn und er informierte die Gemeinde, dass er ein solches Angebot initiieren und finanzieren würde. «Ich habe grosse Freude, der Gemeinde mit diesem Geschenk zu danken für die gute Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen», rundete Steinmann seine Rede ab.
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