Das stimmt mich zuversichtlich, denn ich habe dieses Jahr Ferien an der Nordsee geplant und wenn alles so weitergeht, dann stehen die Chancen gut, dass es mit den Ferien auch klappt. Es wird auch langsam Zeit, dass unsere alte Freiheit wieder zurück kommt. Für viele von uns waren die letzten Monate eine Zeit des Verzichts, des Ausharrens und für manche waren sie auch eine Zeit des Verlustes. Ich weiss nicht, wie viele Menschen sich zu Hause oder im Spital isolieren mussten und einsam ihre Krankheit absassen. Wie viele Menschen es nicht geschafft haben. Ich weiss nicht, wie viele Menschen in Kurzarbeit sind und nun mit den finanziellen Einbussen leben müssen, oder wie viele Menschen ihre Stelle, oder ihr Geschäft verloren haben und nun ums Überleben kämpfen. Das soll keine Kritik an den Massnahmen sein – mir ist bewusst, dass dies alles nötig war und immer noch nötig ist, um diejenigen zu schützen, die besonders vom Virus getroffen werden. Und ich bin dankbar, dass bei uns im Vergleich zu unseren Nachbarn eher massvolle Massnahmen haben.
Das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, enthält einen Brief an eine Gemeinde, die mal lebendig war, aber nun viel von ihrer ursprünglichen Lebendigkeit verloren hat. Aber noch ist nicht alles weg und noch ist nicht alles verloren. Deshalb steht in diesem Brief eine Aufforderung: Stärke das, was übrig geblieben ist (Offenbarung 3,2). Es ist eine Aufforderung, den Blick nicht auf das zu richten, was verloren ist, sondern auf das, was noch Leben hat. Bei uns sieht es nun ganz so aus, dass die Zeit des Ausharrens bald ein Ende hat und wir bald wieder aufatmen können. Und nun, wenn es endlich weitergeht, wenn wir endlich wieder nach vorne schauen können – nun lohnt es sich, auf das zu schauen, was geblieben ist. Die einen sind glimpflich davon gekommen. Andere mussten auf mehr verzichten und mit Verlusten kämpfen. Aber auch dort, wo viel verloren ging – dort bleibt etwas übrig, das noch lebendig ist. Vielleicht sind es Freunde, Familienmitglieder oder eine schöne Erinnerung: Wir dürfen den Blick auf das richten, was übrig bleibt – und damit in die Zukunft gehen. Nun ist es Zeit, nach vorne zu blicken. Es ist Zeit, die Enge der letzten Monate abzuschütteln und – wenn es möglich ist – das Verlorene loszulassen. Verlust schmerzt. Aber bei allem Verlust bleibt ein Rest übrig. Vielleicht sind es Freunde, Familienmitglieder, eine wertvolle Erinnerung. Es ist nicht alles verloren und das was übrig bleibt – für das lohnt es sich, weiterzumachen.
Samuel Danner, Stud. theol., reformierte Kirchgemeinde
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