„Ich höre bestimmt nicht freiwillig auf“, hatte Werner Hächler anlässlich seines 50.Flohmärtes vor vier Jahren gesagt. Und jetzt? Jetzt hört er gezwungenermassen freiwillig auf. Denn aus dem kleinen Flohmarkt, den Hächler vor 32 Jahren auf die Beine stellte - weil ihm missfiel, dass so viel Brauchbares auf dem Müll landete und er wollte, „dass ein anderer findet, was er braucht, dafür aber nicht so viel zahlen muss wie für etwas Neues“ - ist längst ein Familienunternehmen geworden, das sehr viel Aufwand verlangt.
Angefangen hatte es, als Werner Hächler 1978 mit seiner Familie das damals 120 Jahre alte Zimiker Schulhaus erwerben konnte. Dort konnte er nicht nur im ehemaligen Volg-Laden sein Briefmarkengeschäft einrichten sondern fand auch Platz für seine grosse Büchersammlung und „viele andere nützliche Dinge“, die sich so angesammelt hatten. Am 10.Oktober 1987 endlich, verwirklichte Familie Hächler eine lang gehegte Idee und eröffnete auf dem ehemaligen Pausenplatz ihren ersten „Zimiker Flohmärt“. Acht Jahre später kam zu dem Herbstmarkt ein Frühjahrsmarkt, ab 1996 fanden beide Märkte an je zwei Tagen statt. Das Angebot weitete sich aus. Etliche Trouvaillen und Antikes aus Urgrossmutters Zeiten waren neben echten Trödel genauso zu entdecken wie Plastikspielzeug, Geschirr und Gläser sowie Bücher, Schallpatten und natürlich Briefmarken.
Die Kunden kamen aus der ganzen Schweiz
Kein Wunder, dass angesichts des vielfältigen Warenangebotes, der Flohmarkt bald einmal an drei, dann an vier Tagen stattfand. Sinnvoll auch, wenn man bedenkt, dass sich Auf- und Abbau jeweils über eine Woche hinziehen. Aber für Hächler überwog das Positive. Der Verkauf auf dem Flohmarkt „ist auch insofern schön“, stellt er fest, „weil man mit der Kundschaft ins Gespräch kommt. Für mich ist das noch wichtig gewesen“. Und die Kundschaft kam nicht nur aus dem Dorf sondern auch aus verschieden Kantonen, ein Grossteil von ihnen waren gar Stammgäste. Natürlich waren die einzelnen Stände von Anfang an überdacht, doch wirklich regensicher waren sie nicht und der Rasen zwischen ihnen verwandelte sich bei schlechtem Wetter häufig in eine matschig-rutschige Unterlage, der mit Bretterwegen auch nicht wesentlich beizukommen war. Doch Familie Hächler blieb nicht untätig. Von Markt zu Markt nahmen nicht nur die ausgestellten Waren zu, sondern sie wurden auch überdacht von zusammenhängenden Plastikblachen und das ganze Areal wurde bekiest - und damit gleichzeitig in seinen Urzustand zurück versetzt.
Ein beliebtes Märtbeizli
Im Wissen darum, dass langes Stöbern hungrig und durstig macht, boten Hächlers im, mit der Zeit sukzessiv ausgebauten Märtbeizli, Grillspezialitäten und verschiedene Salate ebenso an wie diverse Kuchen. Ein goldrichtiger Einfall, denn die Plätze waren meist eng besetzt. „Viele Leute kamen nicht wegen des Flohmarktes, sondern wegen des Kaffees“ erinnert sich Werner Hächler, „dann wurde über dieses und jenes diskutiert, das stärkt das Zusammenleben, das habe ich genossen“. Weniger genossen hat er es, wenn Kunden statt um 10Uhr bereits um sieben Uhr vor der Tür standen. „Die Schnäppchenjäger hatten immer das Gefühl, sonst wär das Beste schon weg.“ Mit alledem soll ebenso Schluss sein, wie mit dem, mit der Zeit dazu gekommenen Weihnachtsmarkt? „Ja“ sagt Werner Hächler mit fast leiser Stimme, „den Weihnachtsmarkt gibt’s auch nicht mehr. Die ganze Bäckerei hat ja vor allem Bettina gemacht.“ Der Aufwand für einen solchen Flohmarkt ist für zwei Personen zu gross Die Arbeit für die Flohmärkte hatte den vollen Einsatz von Werner, Vreni und Roland Hächler sowie Bettina Fischer gefordert. Zwei Leute allein können das Ganze nicht mehr stemmen. Roland Hächler und Bettina Fischer aber werden nach Schottland auswandern, auf einer kleinen Halbinsel noch einmal etwas Neues beginnen. So wird der 57. Zimiker Märt der letzte sein, dafür diesmal acht Tage dauern, damit noch möglichst viele Dinge neue Liebhaber finden. Werner Hächler wird vor allem die Begegnungen und Gespräche mit seinen Kunden vermissen, auch wenn er nun mehr Zeit hat für’s Wallis. Aber wer weiss, Hächler wäre nicht er, wenn ihm nicht neue Ideen einfielen.
Zimiker Flohmärt Freitag, 10.Mai bis Samstag, 18.Mai, jeweils 10-18 Uhr Alte Greifenseestrasse 7, Volketswil
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