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Ein Milliarden-Projekt ohne Rückhalt

Erstellt von Tobias Stepinski und Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Louis Mayer will Volketswil mit einer neuen Idee verändern. Der 86-jährige ehemalige Unternehmer sieht im Gebiet Grossriet–Ifang Potenzial für ein Milliardenprojekt. Land besitzt er dort jedoch keines und bei den Eigentümern stösst seine Vision bislang kaum auf Interesse.

 

Zumindest bei der Generation Ü50 ist der Name Mayer noch ein Begriff. Der gebürtige Thurgauer gründete 1969 die gleichnamige Volketswiler Elektrounternehmung, die knapp 20 Jahre später als grösste Elektrofirma der Schweiz mit rund 1000 Angestellten an die ABB verkauft wurde und heute unter dem Namen Etavis tätig ist. Danach realisierte Louis ­Mayer als selbstständiger Unternehmer Projekte im In- und Ausland – unter anderem für den libyschen Premierminister Muammar al-Gaddafi und den saudischen König Fahd. In Volketswil baute er den «Chriesbaum» sowie das Gewerbehaus an der Industriestrasse 24/26. Sein letztes Grossprojekt war der Wiederaufbau einer vom Erdbeben zerstörten Stadt in der Türkei.

Stillstand und neue Ideen

Dort begann auch seine neue Vision. Als Mayer 2015 in die Schweiz zurückkehrte, stellte er fest, dass sich in Volketswil wenig verändert hatte. Den umtriebigen Unternehmer störte, dass seine Gemeinde im Stillstand verharrte, während in den umliegenden Gemeinden wie etwa Uster, Dübendorf und Wallisellen stetig gebaut und entwickelt wurde. Für ihn sei es eine Herzensangelegenheit, sich «mit Rat und Tat einzubringen, um die Gemeinde weiterzubringen». Zur Untermauerung verweise er auf das Gemeinderanking der «Handelszeitung» von 2023: Volketswil, einst auf Spitzenplätzen, belege dort den Schlussrang im Bezirk Uster. Mayer habe vom geplanten Wegzug der LaPrairie Group nach Zürich erfahren und sich gedacht, wenn man die Parzelle mit dem Occasion-Autohandel, das Grundstück der Gemeinde mit der BMX-Anlage und das danebenliegende Areal mit dem BMW-Händler zu einer Baufläche vereinen könnte, liesse sich dort Wohnraum für rund 1000 Menschen realisieren. Auf den von ihm in Auftrag gegebenen Visualisierungen seien Gebäude für sozialen Wohnungsbau, Kindergärten, Schulen, Vereine, medizinische und gewerbliche Dienstleister, Miet- und Eigentumswohnungen sowie ein Hochhaus mit Hotel und Restaurant im 60. Stockwerk zu sehen. Das Projekt, das Schätzungen zufolge rund eine Milliarde Franken kosten würde, solle ein «neues Zentrum für Arbeiten, Wohnen und Freizeit» schaffen, wie Mayer erklärt.

Die Eigentümer wollen nicht

Mit seiner Vision wandte sich Mayer an die Eigentümer im Gebiet und stellte ihnen sein Konzept vor. Das Areal Grossriet–Ifang, das auf dem Gebiet der Gemeinden Volketswil und Schwerzenbach liegt, umfasst insgesamt 14 Grundeigentümer. Mayer liess auf eigene Kosten erste Skizzen anfertigen und präsentierte seine Ideen den Beteiligten. Da er selbst kein Land besitzt, ist er auf die Zustimmung der Eigentümer angewiesen – diese zeigen sich bislang jedoch zurückhaltend gegenüber einer möglichen Zusammenarbeit. Nach Angaben eines betroffenen Eigentümers, der anonym bleiben möchte, habe man regelmässige Sitzungen und sei derzeit daran, den «Letter of Intent» mit den Gemeinden zu überarbeiten. «Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben, und möchten aktuell keine Veränderungen vornehmen. Sollte es eine Aufzonierung geben, wäre das natürlich positiv – aber ein Verkauf steht für uns derzeit nicht zur Diskussion», sagt er. Mayer habe den Wunsch mehrmals geäussert, die Eigentümer gemeinsam für sein Vorhaben zu gewinnen, bisher sei das Interesse daran jedoch gering geblieben so der Eigentümer.

So sieht es die Gemeinde

Wie Marcel Egloff, Leiter Hochbau und Planung der Gemeinde Volketswil, erklärt, sei das Gebiet Grossriet–Ifang «planungsrechtlich anspruchsvoll». Es umfasse Flächen in beiden Gemeinden – Volketswil (Grossriet) und Schwerzenbach (Ifang) – und weise einen engen räumlich-funktionalen Zusammenhang auf. «Insbesondere die Erschliessung ist komplex», sagt Egloff. Zwischen der Gemeinde und Louis Mayer bestehe seit Jahren ein Austausch; man habe ihn regelmässig über den Stand der planungsrechtlichen Grundlagen informiert. «Der Gemeinderat hat das Potenzial des Gebiets schon früh erkannt und die Weichen für die noch fehlenden Grundlagen mit der kommunalen Richtplanung gelegt», erklärt Egloff. Diese soll der Gemeindeversammlung im April kommenden Jahres zur Verabschiedung vorgelegt werden. Wie Egloff weiter ausführt, beabsichtigen die Gemeinden Volketswil und Schwerzenbach, das Zielbild gemeinsam zu entwickeln und gebietsübergreifende Aspekte in einer überkommunalen Planung abzustimmen. Grundlage bildet das räumliche Entwicklungskonzept Bahnhof Schwerzenbach und Umgebung, das 2018 gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet wurde. Der Planungsprozess wurde 2024 unter Einbezug der betroffenen Eigentümer gestartet. Ob und in welcher Form eine Zusammenarbeit der Gemeinden und den Eigentümern zustande kommt, ist derzeit ebenfalls noch offen. Marcel Egloff betont: «Nicht die Gemeinde oder Louis Mayer entscheidet, was auf diesem Gebiet passiert – es entscheiden einzig die Eigentümer.»

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Kommentare (1)

  • louis-mayer@bluewin.ch
    vor 1 Woche
    Mit Befremden habe ich den am 6. November erschienenen Artikel über mein Engagement für eine nachhaltige Entwicklung des Areals Grossriet–Ifang gelesen. Der Beitrag zeichnet ein verzerrtes Bild meiner Absichten und lässt zentrale Fakten bewusst unter den Tisch fallen.

    In der ursprünglichen, vom gleichen Journalisten verfassten Version wurde das Projekt als das dargestellt, was es ist: eine von Unternehmern getragene Vision für ein zukunftsorientiertes Volketswil, vollständig privat finanziert und ohne Belastung der Gemeinde. Geplant war, die international renommierte Architekturfirma Herzog & De Meuron mit der Ausarbeitung mehrerer Varianten zu beauftragen – ein Aspekt, der im veröffentlichten Artikel mit keinem Wort erwähnt wird. Das ist bemerkenswert, denn gerade diese Zusammenarbeit hätte dem Standort Volketswil weit über die Region hinaus Strahlkraft verliehen.

    Stattdessen wird nun suggeriert, es handle sich um ein unbegründetes Einzelabenteuer eines 86-Jährigen ohne Rückhalt und ohne Realitätsbezug. Das ist nicht nur respektlos gegenüber meiner Lebensleistung, sondern auch gegenüber all jenen, die sich – unabhängig von ihrem Alter – für die Weiterentwicklung unserer Gemeinde einsetzen.

    Ebenso irritierend ist die auffallende Verschiebung der Erzählung zugunsten der Gemeindeverwaltung. Wo zuvor von einer «Kultur des Verhinderns» und von verpassten Chancen die Rede war, liest man nun ausschliesslich Selbstlob und Planungsfloskeln. Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Artikel nachträglich «korrigiert» wurde, um Kritik an der Gemeinde zu entschärfen.

    Ich halte fest: Es geht mir nicht um persönliche Interessen, sondern um die Zukunft von Volketswil – um eine Gemeinde, die wieder gestalten will statt zu verwalten. Wenn kritische Stimmen in lokalen Medien derart zurechtgebogen werden, ist das kein Zeichen von Transparenz, sondern von Angst vor Veränderung oder vielleicht sogar von Zensur?

    Volketswil verdient den Mut zur Vision – nicht das Kleinreden von Ideen.

    Louis Mayer