Alles durfte ich zum ersten Mal in der neuen Rolle als Schulpräsidentin tun, und so einiges hielt beim ersten Mal eine Überraschung bereit. Eines hat sich in diesen Situationen sehr rasch gezeigt: Ich kann mich absolut auf die Unterstützung der operativen Leitung, also auf unsere Leiterin Schulverwaltung und unseren Leiter Bildung, verlassen. Dafür bin ich ganz besonders dankbar! Ich blicke gerne auf das vergangene Jahr zurück, denn es war herausfordernd, lehrreich und erfolgreich.
Themen wie der Schulraum, die Heilpädagogische Schule, die Bildungsqualität in Volketswil und die Einheitsgemeinde haben viel unserer Zeit in Anspruch genommen.
Vor einigen Tagen haben Sie einstimmig an der Gemeindeversammlung den letzten Meilenstein unseres Projekts «Schulraum 2020» auf den weiteren Weg geschickt. Im Mai 2025 werden Sie über die Genehmigung des Objektkredites für das Schulhaus Feldhof an der Urne abstimmen können. Im Jahr 2028 sind dann alle grossen Schulanlagen saniert – kosteneffizient und doch den heutigen Lernformen angepasst. Ehrlicherweise muss ich Ihnen aber sagen, dass das nächste Schulraumprojekt wohl nicht lange auf sich warten lassen wird. Denn nebst den grossen Schulanlagen haben wir eine Vielzahl an Kindergärten, den Spezialtrakt neben dem Schulhaus Lindenbüel und auch noch das Lehrschwimmbecken beim Schulhaus Feldhof – alles noch unsaniert und ebenfalls bereits älteren Jahrgangs. Zudem wird das vom Gemeinderat angestrebte Wachstum auch unsere Schulraumplanung beeinflussen.
In den vergangenen Jahren haben wir grosse Summen in den Schulraum investiert, das war nur möglich, weil wir gleichzeitig andernorts äusserst sparsam agierten. Die Kosten pro Schüler resp. Schülerin in Volketswil liegen deutlich unter dem Median des Kantons. Nun ist es an der Zeit, der Bildungsqualität wieder vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken und dafür die nötigen Mittel bereitzustellen. In Volketswil haben wir eine äusserst vielschichtige und auch herausfordernde Schülerschaft. Auf der einen Seite haben wir die finanziell abgesicherten und bildungsnahen Familien, und auf der anderen Seite haben wir die bildungsfernen Familien mit wenig Deutschkenntnissen und finanziell eingeschränkten Möglichkeiten. In der Konsequenz heisst das, dass wir als Schule mit einem Fremdsprachenanteil von fast 60 Prozent und einer grossen Heterogenität in den Klassen umgehen müssen. Hinzu kommt eine wachsende Anzahl an Kindern, denen es an Sprachkompetenz, Sozialkompetenz und motorischen Kompetenzen fehlt. Gemäss Fachleuten liegt die Ursache vermutlich in zu viel Bildschirmzeit in der frühen Kindheit.
Darum haben wir im Jahr 2024 intensiv an drei Projekten gearbeitet. Eines davon ist die Heilpädagogische Schule Volketswil, welche dank Ihrer grossartigen Unterstützung an der Urne ab Sommer 2025 mit zwei Klassen den Betrieb aufnehmen wird. Damit können wir auch Kinder mit einer starken geistigen Beeinträchtigung fachgerecht betreuen und adäquat beschulen. Gleichzeitig werden die Regelklassen, also die anderen Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrpersonen entlastet.
Die Kosten für die Beschulung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, also die Sonderschulung, steigen und steigen. Unsere bisherigen Steuerungselemente mit einer Quote und standardisierten Prozessen stossen an ihre Grenzen. Die Unzufriedenheit der Lehrpersonen über das Zuweisungsverfahren zur Sonderschulung nahm mit steigender Belastung zu. Es zeigte sich immer mehr, dass die grossen Unterschiede in unserer Schülerschaft, die bei einigen Kindern fehlende Bildungsbereitschaft und die Häufigkeit einiger Krankheitsbilder neue Wege bedingen.
Als Volksschule müssen wir sicherstellen, dass wir mit diesen Symptomen umgehen und dem Arbeitsmarkt gut vorbereitete Schülerinnen und Schüler abgeben können. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es verheerend, wenn ein signifikanter Teil unserer Kinder nur mit sonderpädagogischen Massnahmen durch die Schulzeit kommt. Wir haben daher im vergangenen Jahr intensiv am Projekt «Pädagogik der Vielfalt» gearbeitet. Ein wichtiger Teil liegt in der Stärkung und Befähigung der Lehrpersonen. Daher kommt der Weiterbildung unserer Lehrpersonen in Zukunft ein noch grösserer Stellenwert zu.
Kompetente Anlaufstellen, gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Haltungen werden über die kommende Zeit etabliert.
Bis jetzt habe ich Ihnen viel über die Herausforderungen erzählt. Genauso haben wir aber auch unglaubliches Potenzial in unseren Schülerinnen und Schülern. Im zu Ende gehenden Jahr wurde das Konzept zur Begabungs- und Begabtenförderung verabschiedet, und sogleich wurde mit der Umsetzung gestartet. Schülerinnen und Schüler mit ausgeprägten Begabungen, exzellenten Leistungen oder dem Potenzial dazu sollen durch verschiedene Angebote ihre Potenziale entfalten können. Dies wird im Klassenverband, in separaten Angeboten der Schule oder auch in Programmen mit externen Partnern wie der Startbahn 29 (Ideenwerkstatt und Experimentierlabor) umgesetzt.
Potenziale sind da, um beflügelt zu werden, so werden diese jungen Menschen eines Tages vielleicht uns beflügeln.
Der weitreichendste Entscheid im Jahr 2024, weil er nicht mehr umkehrbar ist, ist jener zur Auflösung der Schulgemeinde und zur Integration in die Politische Gemeinde. Nach einem langen Prozess haben Sie der neuen Gemeindeordnung im September an der Urne zugestimmt. Die neue GO steht, doch vieles Weiteres ist noch nicht geregelt. Nun wird die Arbeit in verschiedenen Projektgruppen aufgenommen, um die Umsetzung der Integration bestmöglich vorzubereiten. Welche positiven oder auch negativen Konsequenzen dieser Entscheid für die Schule in Zukunft hat, wird sich erst noch zeigen. Wir werden unser Bestes geben, um einen möglichst reibungslosen Übergang zu sichern.
Sie sehen, langweilig wird uns im Schulumfeld nicht. Ich freue mich, auch im nächsten Jahr mit ganz vielen kompetenten, engagierten und motivierten Menschen für unsere Kinder und Jugendlichen die bestmögliche Version der Schule Volketswil zu gestalten. Geniessen Sie die Ruhe zwischen den Jahren und tanken Sie Energie. Auch das neue Jahr wird viel Spannendes, Langweiliges, Schönes und auch Tragisches bereithalten. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und bedanke mich für Ihr Vertrauen!
Raffaela Fehr, Schulpräsidentin
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