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"Eine Marke muss täglich und glaubhaft gelebt werden"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Dieter Bachmann, Geschäftsführer der Gottlieber Spezialitäten AG, faszinierte die Mitglieder des Industrievereins am jüngsten Businesslunch mit einem überraschend offenen und tiefen Einblick in die Firmenkultur dieses Thurgauer Traditionsunternehmens.

So offen, ehrlich und direkt wie Dieter Bachmann hört man selten einen Manager reden. Auch bei seinem Besuch beim Industrieverein Volketswil nahm der sympathisch und bodenständig wirkende Unternehmer kein Blatt vor den Mund. Und so legte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen ein Geständnis ab. Die Konstante in seinem Leben sei, dass er bislang immer Sachen gemacht habe, von denen er keine Ahnung hatte. Mit 18 gründete er eine eigene Firma, die grosse Musikevents organisierte. Zwei Jahre später stand er vor einem Schuldenhaufen von 100 000 Franken. Mit Einsätzen als DJ, Radiomoderator und Nachtschichten in der Sihlpost habe er es dann geschafft, den Schuldenberg innerhalb eines Jahres abzubauen. Danach stieg er ins Internet-Geschäft ein, als dieses noch in den Kinderschuhen steckte, war während vier Jahren Standortförderer der Stadt und Region Winterthur und fasste 2008 - beim zweiten Anlauf - bei den Gottlieber Spezialitäten AG Fuss.

Sich selbst erkennen

Bei seinem Eintritt sei es 5 vor 12 gewesen, um das Unternehmen neu zu positionieren. Die grosse Abhängigkeit eines einzelnen Kundens sei wie ein Damoklesschwert über Gottlieben gehangen. "Tradition darf kein Ruhekissen, sondern muss ein Sprungbrett sein", hat die Erfahrung Bachmann gelehrt. Von Anfang an wollte er nicht alles verändern, aber alles von der Pike auf lernen. "Ich habe zwei linke Hände und wurde deswegen von der Belegschaft ausgelacht." Ausführlich und verständlich erklärte er, warum er den Gedanken hegte, aus den Gottlieber Spezialitäten eine Luxusmarke zu machen, diese Idee dann aber bald wieder verwarf. "Nosce te ipsum - erkenne dich selbst", das sei der Schlüssel zum Erfolg. "Wir bauen auf dem auf, was wir sind und nicht auf dem was wir am liebsten sein wollen." Unter anderem haben Bachmann und sein Team "sehr stark" in den Direktverkauf investiert, der heute rund 55 Prozent des Umsatzes ausmache. Mittlerweilen kann man die mit einer Pralinémasse gefüllten Hüppen auch im "Peninsula-Hotel in Hongkong geniessen. "Aber China ist für uns ein schwieriger Markt - es wartet dort niemand auf ein Schweizer Produkt."

Chauffeure reissen sich um Lieferauftrag

Weiter betonte der Gast vom Bodensee - vom "A..." der Welt - wie er sagte - dass eine Marke täglich und glaubhaft gelebt werden müsse. "Eine Marke verlangt unnachgiebige Leidenschaft von allen Beteiligten. Wenn eine Marke keine Glaubwürdigkeit mehr besitzt ist dieser Schaden auch mit viel Geld kaum wieder herzustellen."

Zu den besonderen Markenzeichen der Gottlieber Spezialitäten AG zählt, dass Warenzulieferer jeweils mit etwas Süssem beschenkt werden, was bei den Transportunternehmern dazu geführt habe, dass sich die Chauffeure regelrecht um diese Aufträge reissen. Aber auch Stellenbewerber erhalten - nebst einem detailliert begründeten Absageschreiben - einen süssen Gruss aus der Produktion, begleitet von einer vom Chef persönlich verfassten Karte. "Solche Kleinigkeiten kosten uns nicht viel und schaffen unserem Unternehmen gegenüber sehr viel Goodwill." Auch den Mitgliedern und Gästen des Industrievereins hatte der Referent je zwei Hausspezialitäten mitgebracht. Im Gegenzug kehrte er nach dem gemeinsamen Stehlunch mit einem edlen Tropfen im Gepäck vom Greifensee- zurück ans heimische Bodenseeufer.

Weitere Informationen findet man auch unter: www.ivv.ch

 

 

 

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