Zeno Cavigelli sitzt in seinem hellen Büro im katholischen Pfarreizentrum Bruder Klaus und blättert in alten Sitzungsprotokollen. Seine Vorgänger der ersten Stunde, die 1975 noch unter dem Namen Alterskommission oder Kommission für Altersarbeit tagten, hatten sich im Detail mit den Bedürfnissen von älteren Leuten auseinandergesetzt. Verschiedene Ideen standen im Raum, auch für Dienstleistungen. Besucher- und Fahrdienste zum Beispiel. Letzteres Angebot wurde jedoch im Laufe der Zeit der Pro Senectute abgetreten. Cavigelli hat in den Akten auch eine Liste mit lokalen Vergünstigungen für eine Fusspflege oder einen Besuch beim Coiffeur gefunden. Geblieben sind Anlässe wie Vorträge, Nachmittagstreffen, Andachten, Ü65-Zmittage, Jassmeisterschaften und das Seniorenkino, welche das Rückgrat der heutigen Kommissionsarbeit bilden. Nebst Cavigelli sitzen weiter der reformierte Pfarrer Tobias Günter sowie die sechs katholischen und reformierten Frauen Elsbeth Bächtold, Rita Brägger, Anita Frei, Lea Lange und Ingrid Meier in der Kommission. Geleitet wird das Gremium von Doris Wichser, Ad-interim-Präsidentin der reformierten Kirchenpflege. Die Kommission trifft sich fünfmal im Jahr, um Ideen einzubringen, Vorschläge für Themen und Referenten zu machen sowie die Aufgaben für Organisation und Durchführung zu verteilen.
Sorgfältige Auswahl
Die Anlässe erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit und die Anzahl Besucherinnen und Besucher ist seit Jahren konstant. 100 Personen seien es jeweils bei den Theater- und Musikaufführungen an den Nachmittagstreffs im Wallberg, 60 bis 70 bei den Vorträgen an den Senioreträffe im Zwinglisaal im reformierten Kirchgemeindehaus. Auch das Silvercinema, das im Pfarreisaal Bruder Klaus stattfindet und ein «sehr sorgfältig ausgewähltes Programm» bietet, locke regelmässig um die 100 Gäste an. «Bei allen drei Formaten geht es um Unterhaltung, aber nicht um oberflächliche Unterhaltung. Wir wollen den Leuten etwas mitgeben, sie um Nachdenken anregen», bringt es Cavigelli auf den Punkt. «Wichtig ist auch, dass man sich bei unseren Anlässen über den Gartenhag hinweg sieht, darum ist es gut, dass wir ökumenisch sind.» Die Tischordnung im Wallberg wie auch im Zwinglisaal ermöglicht diesen Austausch. «Man sitzt sich gegenüber und fühlt sich dadurch in einem gewissen Mass auch gesellschaftlich eingebunden.» Letztendlich geht es laut Cavigelli auch darum, die Einsamkeit im Alter zu durchbrechen. «Wir verlieren an Relevanz» Arbeit und Angebote der Ökumenischen Kommission werden seit 2015 je zur Hälfte von der katholischen und der reformierten Kirche finanziert. Zuvor wurden die Kosten proportional zu den Anzahl betagter Kirchenmitgliedern aufgeteilt. Die katholische Kirche kam zu den Anfangszeiten mit einem Anteil von 17 Prozent relativ günstig weg. Einmal im Jahr werden die Neusenioren der beiden Kirchen von der Kommission angeschrieben. «Interessant ist, dass es dieses Jahr genau 58 Katholiken und 58 Reformierte waren, die das 64. respektive das 65. Lebensjahr erreicht haben», fügt Cavigelli an. Mittel- bis langfristig dürfte der Anteil Reformierte und Katholiken gemessen an der Gesamtbevölkerung unter die 50-Prozent-Marke fallen, hält der Seelsorger fest. «Wir Kirchen verlieren zunehmend an Relevanz.» Als eigener Geschäftsbereich der Kommission bezeichnet Cavigelli die Tätigkeiten bei der VitaFutura. In jüngster Vergangenheit und unter der neuen Leitung sei die Zusammenarbeit aufgeblüht. Ein Meilenstein ist der kürzlich eröffnete «Stille Raum» im ersten Obergeschoss des ehemaligen Alters- und Pflegezentrums in der Au, wo einmal im Monat ökumenische Andacht gefeiert wird und in welchem bis zu 15 Personen Platz finden. Vor allem Bewohnerinnen und Bewohner aus der VitaFutura, deren Mobilität eingeschränkt sei, würden dieses neue Angebot sehr schätzen.
Erstmals eine Weihnachtsfeier
In Zukunft möchte die Kommission die Zusammenarbeit mit der VitaFutura intensivieren. «Wir sind gerade daran, noch weitere Angebote zu evaluieren», sagt Cavigelli. So findet dieses Jahr erstmals eine Weihnachtsfeier in den Räumlichkeiten der VitaFutura statt, nachdem in der Vergangenheit die Bewohnerinnen und Bewohner jeweils mit Rollstühlen in die reformierte Kirche gefahren wurden. «Das darf man durchaus als Innovation bezeichnen.»


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