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Marlies Egli

Erstellt von Urs Weisskopf | |   Unsere Zeitung

«Das sind wir» ist eine Rubrik über Menschen, die in der Gemeinde Volketswil leben oder arbeiten.

Es klingt fast wie eine heile Welt, in der Marlies Egli ihre Jugend verbringen durfte. In einem Weiler nähe Sulgen im Kanton Thurgau, auf einem Bauernhof. Sie erinnert sich an eine schöne Kindheit. Schön heisst: damals in den Sechzigerjahren, umgeben von einer intakten Natur, wenig Autos, aber auch auf dem Hof der Eltern mitarbeiten. Auch mit fünf Geschwistern ging die Arbeit nicht aus. Am Mittwochnachmittag galt es ebenso anzupacken. Das war auch der Grund, dass die Gspäänli jeweils auf einen Besuch verzichteten, weil es bei den Götschs immer viel Arbeit gab. Abgeneigt war man aber nicht, wenn es um den ausgiebigen Zvieri auf dem Feld ging.

Ernstfall auf dem Acker

«Im Herbst half jeweils Onkel Ernst bei der Runkelernte mit. Da er aus unserer Kinderaugensicht mindestens 150 Kilo schwer war, bestand unsere Arbeit vorwiegend darin, die Runkeln aus der Erde zu ziehen und aufzureihen. Der Onkel, auf einem Holzharass sitzend, nahm diese entgegen, putzte sie und warf sie dann auf den daneben stehenden Wagen. Eine Runkel brachten wir nicht aus der Erde, da packte Onkel Ernst zu und riss stattdessen nur das Kraut ab und landete auf seinem Hinterteil. Er kam nicht mehr auf und für uns Kinder war er zu schwer, und so musste er mit der Hydraulik des Traktors hochgezogen werden.» Ohne zu wissen, erhielten die anwesenden Schülerinnen und Schüler eine eindrückliche physikalische Lektion der Gravitationskraft, die kein Lehrer so anschaulich hätte erklären können. «Für uns Kinder war dieser Tag eine bleibende Erinnerung, die immer wieder humorvoll erzählt wird», schmunzelt Egli.

Drei Generationen vereint

«Es war auch eine sparsame Zeit», erinnert sich Egli. Drei Generationen wohnten unter einem Dach, und so spielte die Grossmutter, wenn die Eltern auf dem Feld arbeiteten, eine herzliche Rolle. An Weihnachten gab es für jedes Kind zehn Franken in einem Kuvert. «Aber bitte Kinder, gebt mir die Kuverts zurück für das nächste Jahr», ermahnte die Grossmutter. Die Jahre flogen so vorbei und bald war der Berufswunsch gefragt. «Bereits seit dem Kindergarten wusste ich, dass ich Krankenschwester werden wollte, aber eine solche Ausbildung war erst mit 18 Jahren möglich», erklärt Egli.

Drei Kantone, ein Ziel

Nicht abwarten, sondern die Zeit bis dahin sollte sinnvoll überbrückt werden, setzte sie sich zum Ziel. Bevor sie im Welschland mit einem bäuerlichen Haushaltslehrjahr begann, ging es zuerst nach Küblis im Prättigau. «Ich verbrachte dort den Sommer bei einer Bauernfamilie zur Unterstützung der Frau, die dann ihr drittes Kind gebar.» Danach begann im Herbst der Aufenthalt im Welschland. «Sprachen kann ich sehr gut im Beruf einer Krankenschwester brauchen.» Und so hängte Egli nach einem Jahr noch sechs Monate im Tessin als Schwesternhilfe an. Das Ziel blieb jedoch der Start der angestrebten Ausbildung. Drei Jahre dauerte die Ausbildung in der Krankenpflegeschule in Frauenfeld. Im Gespräch blickt Egli zurück auf eine berufliche Laufbahn, die 30 Jahre dauerte. Viele Erinnerungen begleiten sie, doch um die damalige Situation in den Pflegeinstituten zu verdeutlichen, nennt sie ein Beispiel. Im Geriatriepraktikum pflegte sie 18 Männer in einem Saal, und während sie dies erzählt, zeigt ihr Gesichtsausdruck mehr, als es tausend Worte zu beschreiben vermögen. Oder der Einsatz in Bischofszell, mit einer Gemeindeschwester, die damals im Winter hochschwanger war. Bei den Heimbesuchen wusste wohl niemand, wer früher ins Spital musste. «Trotzdem, ich habe den Beruf der Krankenschwester gerne ausgeführt.» Es scheint, dass sie nicht nur ihren Beruf gerne ausgeführt hat. Auch als Ehefrau von Jürg Egli, als Mutter von zwei Töchtern und vier Enkelkindern engagiert sie sich gerne. Ob sie an einem Helfersyndrom leide? «Vielleicht, ich helfe gerne», sagt sie und kann sich dabei ein Lächeln nicht verkneifen.

Haben Sie nach all dem Gesagten noch Zeit für ein Hobby?

Seit 2018 bin ich nicht mehr in meinem Beruf tätig. Deshalb kann ich mich in der Ortsvertretung Volketswil des Besuchsdienstes der Pro ­Senectute für Geburtstage und Jubiläen engagieren. Auch der Gemischte Chor Gutenswil, der Dorfverein mit der Bürgerpatrouille aber auch der Frauenverein liegen mir am Herzen.

Was lieben Sie so an der Gemeinde Volketswil?

Ich bin gerne in der Natur und die ist von unserem Wohnort in weniger Schritten erreichbar.

Gibt es einen Lieblingsort?

Ich bin gerne in der reformierten Kirche, umso mehr, weil ich dort Sigristin bin.

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