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"Nächstes Jahr probieren wir es noch einmal"

Erstellt von Majken Grimm | |   Unsere Zeitung

Der Betrieb der Familie Imhof baut Gemüse und Kräuter mit Demeter-Label an. Bei einer Führung für die Senig erklärten die Bereichsleiter, was hier anders gemacht wird als in der konventionellen Landwirtschaft.

Bereits seit 1947 betreibt die Familie Imhof Landwirtschaft in der Nähe des Chrutzelrieds. Alteingesessene Volketswilerinnen und Volketswiler erinnern sich, dass hier in den Sechzigerjahren noch Kühe grasten. Inzwischen werden ausschliesslich Pflanzen angebaut. Der Hof bewirtschaftet Land in Volketswil, Schwerzenbach, Dübendorf und Wangen-Brüttisellen. Hansjürg Imhof richtet sich beim Gemüse und den Kräutern ganz nach dem Demeter-Label. Ein Grossteil der Produkte landet in den Regalen von Migros und Coop.

Nützlinge statt Pestizide

Den Gemüsebereich leitet Sammy Leumann. Bei der Führung lief er mit den Teilnehmenden der Senig über ein abwechslungsreiches Feld: Unter anderem wuchsen hier Kürbisse, Zuckermais, Auberginen, Mohrrüben, Pastinaken und Chinakohl. Weil im Demeter-Anbau synthetische Dünger und Pestizide nicht erlaubt sind, greift Leumann auf Alternativen zurück. Zum Beispiel setzen er und seine Mitarbeitenden gezielt Nützlinge ein: Sie verteilen Eier oder Larven auf dem Feld, unter anderem von Raubmilben, damit sie Spinnmilben und Läuse fernhalten. Dieses Jahr haben Leumann und seine Mitarbeitenden zum ersten Mal Freilandtomaten angepflanzt. Dafür haben sie eine Sorte gewählt, die gegen Tomatenfäule resistent ist. Die Tomatenpflanzen tragen über­raschend gut: Nicht alles liess sich verkaufen. «Wir sind etwas überrumpelt», sagte Leumann. Er bot den Anwesenden an, eine Tomate zu probieren. Das Team testete auch eine neue Setzmaschine, welche Setzlinge in Mulch pflanzen kann. Mulch düngt die Pflanze, unterdrückt Unkraut und schont den Boden. Bei den Tomaten und auch beim Lauch funktionierte es gut. Der Sel­lerie dagegen wuchs wegen des nassen Frühlings schlecht. «Wir pro­bieren laufend aus, was für uns ­funktioniert und was nicht», sagte Leumann. «Ein Jahr ist kein Jahr. Nächstes Jahr probieren wir es noch einmal.»

Klagen wegen Schnittlauch

Ein wichtiges Produkt des Hofs vom Herbst bis in den Winter hinein ist der Speisekürbis. Die Lehrlinge und Praktikanten haben die Aufgabe, möglichst grosse Riesenkürbisse heranzuzüchten. Dazu pflanzen sie die Setzlinge der Sorte Atlantic Giant in Kompost und lassen nur eine Frucht gedeihen. So steckt die Pflanze all ihre Energie in diesen einen Kürbis. Da der Betrieb nahe am Wohngebiet liegt, kommt es laut Leumann manchmal zu Beschwerden, etwa weil der Schnittlauch zu stark riecht oder weil die Mitarbeitenden zu viel Lärm machen. Das lässt sich jedoch nicht immer vermeiden. «Wir müssen arbeiten, wenn es das Wetter zulässt», sagte Leumann. Eine Teilnehmerin der Führung entgegnete: «Ihr seid nicht zwischen den Häusern. Die Häuser kommen immer näher an euch heran.»

Das strengste Bio-Label

Wenn ein Feld abgeerntet ist, soll sich der Boden erst einmal erholen. Darum wird er im Folgejahr für Gründüngung genutzt. Der Hof arbeitet mit einem anderen Demeter-Betrieb zusammen, welcher seine Schafe auf diesen Parzellen weiden lässt. So entsteht Humus und der Boden bleibt fruchtbar. Das Demeter-Label geht weiter als Bio Suisse. Es vertritt einen ganzheitlichen Ansatz. Das bedeutet, dass nicht nur die Nutzpflanzen und -tiere, sondern auch die Umwelt, der Boden und die Mitarbeitenden des Betriebs von einer Umstellung auf Demeter profitieren sollen. Dünger soll möglichst auf dem eigenen Hof produziert werden, zum Beispiel in Form von Kompost oder Grasschnitt. Tiere werden nicht nur artgerecht, sondern wesensgerecht gehalten. Konkret bedeutet das etwa, dass Kühe ihre Hörner behalten. Eine weitere Besonderheit stellte Fabian Kienle, der Leiter des Bereichs der Kräuter, bei der Führung vor. Demeter-Betriebe verwenden Präparate in homöopathischer Dosierung, etwa aus Kuhmist, Eichenrinde oder Kräutern. Diese werden in die Hörner verstorbener Kühe gefüllt und in der Erde vergraben. Dadurch sollen die Bodenbeschaffenheit verbessert sowie Regenwürmer und Mikroorganismen gefördert werden. Wie viel Nutzen die Präparate tatsächlich bringen, ist wissenschaftlich umstritten.

Katzengras und Basilikum

Die Kräuter baut der Betrieb der Familie Imhof jedoch nicht im Freiland an, sondern in Gewächshäusern. Eine Maschine pflanzt sie in Töpfe. Dabei wird noch auf Torf gesetzt, weil dieser Wasser besser speichert als herkömmliche Balkonerde. Torfstechen bedeutet jedoch die Zerstörung wertvoller Lebensräume. Daher arbeiten Kienle und seine Kollegen daran, den Torf zu reduzieren. Der Schwerpunkt bei den Kräutern liegt auf Basilikum. Daneben stehen andere essbare Kräuter und Katzengras in den Gewächshäusern. Da die Jahresmitte überschritten ist, weicht das Basilikum zunehmend einer Spezialität des Hofs: dem Weihnachtsstern. 

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