Über schönes Wetter sollte man nicht klagen – aber grosse Hitze kann zum Gesundheitsrisiko werden. Erfahren Sie, wer bei Hitzetagen besonders gefährdet ist und wie man sich schützen kann.
Wer ist gefährdet?
Hitzewellen können vor allem für ältere Menschen belastend sein. Warum ist das so? Im Alter verschlechtert sich die Wärmeregulation. Sie sorgt dafür, dass die Körpertempera-tur auch bei Kälte oder Hitze konstant bei circa 37° Grad liegt, denn unser Körper benö-tigt für lebenswichtige Stoffwechselprozesse und eine optimale Körpertemperatur. Ältere Menschen schwitzen weniger als jüngere und ebenso nimmt das Durstgefühl ab. Sie können sich also nicht mehr darauf verlassen, dass sie Durst bekommen oder schwitzen, wenn es dem Körper zu warm wird. Auch chronisch Kranke, Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder leiden mehr unter der Hitze.
Warnzeichen und Sofortmassnahmen
Grosse Hitze ist ein Stress für den Körper. Diese Zeichen warnen uns:
• Hohe Körpertemperatur
• Erhöhter Puls
• Schwäche/Müdigkeit
• Kopfschmerzen
• Muskelkrämpfe
• Trockener Mund
• Verwirrtheit, Schwindel, Bewusstseinsstörungen
• Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Legen Sie sich hin, wenn Sie diese Warnzeichen bei sich wahrnehmen. Kühlen Sie sich mit kaltfeuchten Tüchern und trinken Sie etwas – am besten ein isotonisches Getränk (2/3 Wasser, 1/3 Fruchtsaft, ½-1 gestrichener Teelöffel Salz auf 1 Liter). Wenn dies nicht hilft, melden Sie in Ihrer Hausarztpraxis oder rufen Sie das kostenlose Ärztefon an, Telefon 0800 33 66 55.
Wie Sie sich vor der Hitze schützen
• Trinken: Egal, ob Sie durstig sind oder nicht: Trinken Sie mindestens 1,5 Liter pro Tag, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Füllen Sie sich einen Krug und trinken Sie diesen bis zum Abend leer.
• Leicht essen, Salz: Essen Sie an heissen Tagen leichte Kost. Kalte und erfrischende Speisen wie Salate und Früchte, Gemüse und Milchprodukte helfen. Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Salz, weil man durch das Schwitzen Salz verliert.
• Anstrengung vermeiden: Schonen Sie den Körper. Für gesunde jüngere Menschen heisst dies etwa, sportliche Tätigkeiten ausserhalb des Wassers auf die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu verlegen. Ältere Menschen können den Einkauf, Arztbesuch oder andere Aktivitäten im Freien ebenfalls auf diese Randstunden legen oder – soweit möglich – von jemand anderem erledigen lassen.
• Körper kühlen: Tragen Sie leichte, luftige und helle Kleidung. Im Alter schwitzt man weniger und merkt darum manchmal nicht mehr so gut, dass keine Jacke mehr nötig wäre. Kühle oder kalte Duschen, kalte Wickel und feuchte Tücher helfen ebenfalls, die Körpertemperatur zu senken.
• Hitze fernhalten: Halten Sie sich draussen möglichst nur im Schatten auf. Dunkeln Sie zu Hause die Räume ab und lassen Sie tagsüber die Rollläden oder die Vorhänge runter. Lüften Sie nachts ausgiebig, um die Wohnung zu kühlen. Auch wichtig: Lassen Sie weder Personen noch Tiere im abgestellten Auto zurück.
• Medikamente überprüfen: Wenn Sie regelmässig Medikamente einnehmen, fragen Sie in der Apotheke oder Arztpraxis, ob Sie etwas anpassen müssen. Gewisse Medikamente verändern bei Hitze die Wirkung.
• Sich vor Sonne schützen: Verwenden Sie Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor, tragen Sie eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille.
Allein lebende alte und kranke Menschen unterstützen
Besonders gefährdet sind Menschen über 80 Jahre oder Kranke, die allein leben. Als Angehörige, Bekannte und Nachbarn können Sie diese unterstützen. Sorgen Sie dafür, dass täglich mindestens eine Person anruft oder einen Besuch macht. Besprechen Sie, wie die Person sich vor der Hitze schützen kann. Erledigen Sie Einkäufe und falls nötig Gartenarbeiten und Ähnliches für besonders gefährdete Personen. Sorgen Sie dafür, dass genügend Getränke bereitstehen.
Sommerhitze im Alter: Tipps für Angehörige
Im Gespräch mit Sonja Zimmermann, Co-Geschäftsleitung und Leitung Pflege, VitaFutura
Frau Zimmermann, was kann Hitze bei älteren Menschen auslösen?
Hohe Temperaturen bringen den Kreislauf stark unter Druck. Bei älteren Menschen kann das zu Dehydrierung, Schwindel oder sogar Verwirrtheit führen – oft schleichend und un-bemerkt. Besonders heikel ist, dass das Durstgefühl abnimmt und ältere Menschen oft zu wenig trinken. Woran merke ich, dass jemand zu wenig getrunken hat? Warnzeichen sind trockene Lippen, trockener Mund, dunkler Urin, Konzentrationsprobleme oder ungewöhnliche Müdigkeit. Wenn solche Anzeichen auftreten, ist rasch zu reagieren – idealerweise sollte die Person etwas trinken und sich ausruhen. Im Zweifel sollte man lieber einmal mehr ärztlichen Rat einholen.
Wie kann ich ältere Personen motivieren, regelmässig zu trinken, auch wenn sie kein Durstgefühl haben?
Stellen Sie Getränke gut sichtbar bereit, am besten in verschiedenen Gläsern, die in der Wohnung oder im Haus verteilt sind. Erinnern Sie sanft und regelmässig ans Trinken. Auch Suppen, Obst und Gemüse mit hohem Wassergehalt, wie etwa Wassermelonen, Erd-beeren, Pfirsiche, Gurke, Kopfsalat und Tomaten, zählen zur Flüssigkeitsaufnahme.
Wie lässt sich das Trinken am besten in den Tagesablauf integrieren?
Am besten wird das Trinken ganz selbstverständlich in die täglichen Gewohnheiten eingebaut: ein Glas Wasser direkt nach dem Aufstehen, 2 bis 3 Tassen Tee oder Kaffee zum Frühstück, ein verdünnter Fruchtsaft oder ein kleines Mineralwasser zum Znüni, ein Glas zum Zmittag – und am Nachmittag ein Glacé oder ein Frappé mit frischen Beeren. Auch zum Znacht sollte nochmals getrunken werden, was oft vermieden wird, um nicht in der Nacht auf die Toilette zu müssen. Aber gerade an heissen Tagen braucht der Körper bis in den Morgen hinein Flüssigkeit. Wichtig ist zudem: Achten Sie auf die Vorlieben der betroffenen Person – wer gerne warmen Tee trinkt oder lieber einen Fruchtsaft hat anstatt Wasser, trinkt meist automatisch mehr.
Gibt es noch weitere Empfehlungen für den Tagesablauf bei grosser Hitze?
Ältere Menschen sollten möglichst früh am Morgen nach draussen gehen, sei es für einen Spaziergang, auf den Balkon oder in den Garten. Danach ist es ratsam, sich in einer kühlen, beschatteten Umgebung aufzuhalten – zum Beispiel in der abgedunkelten Wohnung oder unter einem Baum im Schatten. So bleibt der Kreislauf geschont und die Gefahr eines Hitzestaus wird deutlich reduziert.
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