Anmelden | Registrieren

Sommer, Sonne und mehr

Erstellt von Judith Schiele | |   Unsere Zeitung

Sommer ist Ferienzeit. Nichts wie raus aus dem Alltagsstress. Ferien, das schmeckt nach Ruhe, Freiheit, in den Tag hinein leben, tun nach was mir gerade ist, Zeit vertun, nichts müssen…

Viele unter uns freuen sich das ganze Jahr auf diese Zeit. Und dann ist er da, der lange ersehnte Ferienbeginn. Und beginnt mit dem, was wir in dieser Zeit eigentlich vermeiden wollten: Stress und Zeitdruck. Es heisst Koffer packen, Wohnung putzten und schauen, dass für die Abwesenheit alles geklärt ist. Wer versorgt die Haustiere? Wer kümmert sich um den Garten und die Post? Selbstverständlich müssen auch noch die letzten Vorbereitungen für das Urlaubsprogramm getroffen werden, schliesslich will man die kommende Zeit möglichst effizient nutzen. Es sind ja nur zwei Wochen… Zwei Wochen, die in meiner Familie mit drei Teenagern, ich gebe es zu, nicht einfach freie Zeit sind, sondern Zeit gefüllt mit Aktivitäten. Was machen wir heute? Was machen wir morgen? Eine Besichtigungstour oder doch lieber etwas Sportliches? Auch in den Ferien haben wir ständig etwas zu tun und sind in unterwegs.

Da kommt mir die biblische Geschichte von Maria und Marta (Lk 10,38-42) in den Sinn, die ich vor einigen Wochen im Jugendgottesdienst eingesetzt habe. Die meisten werden die Erzählung kennen. Jesus besucht die beiden Schwestern und sie gehen mit dieser Situation ganz unterschiedlich um. Sie zeigen uns zwei Möglichkeiten mit Zeit und dem Leben umzugehen: nutzen und geniessen Marta ist die ganze Zeit mit der Bewirtung ihrer Gäste beschäftigt. Sie nutzt ihre Zeit. Sie füllt sie, ist stets Bewegung. Sie lebt mit dem Blick auf die Uhr. Sie hat immer etwas Wichtiges zu tun und setzt sich damit unter Stress. Ganz anders Maria, sie setzt sich zu Jesus und hörte ihm aufmerksam zu. Maria öffnet uns für einen ganz anderen Lebensansatz. Sie nimmt sich Zeit, geht grosszügig und gelassen mit ihrer Zeit um. Sie gibt auch dem scheinbar Unwesentlichen Raum, den kleinen Augenblicken. Maria wendet ihre ganze Aufmerksamkeit Jesus zu. Sie widmet sich ganz dem, was gerade wichtig ist. So geniesst sie diesen einen Lebensaugenblick. Zeit erfährt sie als Geschenk. Bei Maria wird Zeit zu Ewigkeit. Und das ist genau das, was Jesus uns mit den Worten: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“(Lk 10,41-42) ans Herz legt.

Ich glaube, in den meisten von uns steckt ein Teil von beiden Frauen und das ist gut so. Aber gerade in der Ferienzeit ist es wichtig, der Maria in uns mehr Raum zu geben. Das gelingt uns, wenn wir uns immer wieder Zeit nehmen und offen sind für die grossen Momente im Leben - und nicht an ihnen vorbei rennen. Eine Begegnung, ein gutes Gespräch, ein Lächeln, Zeit für mich, Zeit für andere, Zeit für Gott, Zeit…. Also weniger „tun“, mehr „lassen“ damit Zeit zu Ewigkeit werden kann, zumindest gefühlt. Und damit das, was wir eigentlich mit Ferien verbinden auch wahr werden kann. So können Ferien wirklich Sommer, Sonne und mehr bedeuten.

Judith Schiele, katholische Pfarrei 

Zurück
Die Kommentarfunktion steht nur registrierten und angemeldeten Nutzern zur Verfügung. Zum Login.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!