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Ursula Hasler-Gloor zum Gedenken

Erstellt von Jürg Schmid, Volketswil | |   Unsere Zeitung

Kaum eine Person hat Volketswil sowohl in kultureller als auch in gesellschaftlicher Hinsicht vielfältiger und intensiver geprägt als Ursula Hasler. Sie war eine Person, die Marksteine setzen konnte. In ihrem Auftreten war sie nicht übersehbar, jederzeit herzlich, fröhlich, offen und gesprächig, in ihren Taten vielfältig und überaus engagiert. Am 28. August 2025 ist sie im Alter von 84 Jahren verstorben.

Die Spuren, die Ursula Hasler in Volketswil hinterlassen hat, rechtfertigen es, hier einen, allerdings lückenhaften, Rückblick auf ihr Leben und ihre Persönlichkeit zu halten. Im Jahr 1971 sind Ursula und Niklaus Hasler zusammen mit ihren drei Töchtern nach Volketswil gezogen. Die Ehegatten Hasler-Gloor betrieben im Dammboden eine Arztpraxis. Nach vier Jahren zog die Familie an die Huzlenstrasse, wo Niklaus und Ursula Hasler-Gloor ihre neue Arztpraxis einrichteten. Sie stand, wie dies in früheren Zeiten üblich war, als Arztfrau dem Sekretariat vor, empfing die Patienten und versorgte sie mit Medikamenten, dem neuen Termin und mit einem guten Wort auf den Weg. Gleichzeitig führte sie den Familienhaushalt und widmete sich der Erziehung ihrer drei Töchtern. Der Start an der Huzlenstrasse war nicht mit besonderem Glück gekrönt. Noch vor die neue Praxis in Betrieb genommen werden konnte, wurde sie durch ein verheerendes Gewitter und mit dem kurz vorher aufgetragenen Humus verwüstet. Sich selbst zum Trost verkündete Ursula, dass die Laufzeit der Versicherung präzis an diesem Tag begann. In ihrer Eigenschaft als Arztfrau unterstützte Ursula Hasler ihren Gatten in vielen Bereichen. Niklaus Hasler engagierte sich neben seiner Tätigkeit als Dorfarzt in verschiedenen weiteren Bereichen. Er setzte sich intensiv für die Anliegen der Ärzteschaft in der kantonal-zürcherischen Ärztegesellschaft, deren Präsident er später wurde, ein. Mit seinem ausgesprochenen mathematischen Gedächtnis entwickelte er Computerprogramme, die in den Arztpraxen und im schweizerischen Gesundheitswesen heute noch erfolgreich eingesetzt werden. Viel Zeit hat er auch für das Amts als engagierter Präsident der Schulpflege Volketswil aufgewendet. Ohne Unterstützung seiner Ursula hätte er diese Arbeitspensen, für die er auch unzählige Nachtstunden opferte, nicht ausüben können. Auch während dem gravierenden Einschnitt eines gesundheitlichen Ereignisses bei Niklaus Hasler kümmerte sich Ursula in einem bewundernswerten Mass um ihren Gatten und die Arztpraxis. Zu den vielen Interessen der Ehegatten Hasler-Gloor zählte auch die Astronomie. Bereits im Jahre 1963 haben sie zusammen mit Freunden die Astronomische Gesellschaft Winterthur gegründet. 2007 entdeckte der Leiter der Winterthurer Sternwarte auf dem Eschenberg einen Asteroiden, der 2009 offiziell mit dem Namen «Hasler-Gloor» benannt wurde. Ursula Hasler verfügte über eine ausserordentliche künstlerische Begabung. Bereits in der Ausbildung zur Lehrerin war sie bei den Besten im Zeichnen und Gestalten und gewann mit 17 Jahren einen Wettbewerb für die Plakatgestaltung eines bekannten Waschmittels. Schon bald öffnete sich ihr Talent zum Schreiben. Unter dem Pseudonym «Hippolyta» beeindruckte sie als Glossenschreiberin der als «Gelbes Blättli» bezeichneten Àrztezeitschrift. Sie schuf ein Jugendbuch zur Thematik der Strassenkinder in Südamerika, das später unter ihrer Mitwirkung zu einem Musical ausgestaltet wurde und eine weite Verbreitung in den Schulen fand. Ursula Hasler erhielt für dieses Projekt einen deutschen Jugendbuchpreis. Für das Volketswiler «Chörli» dichtete sie zahlreiche Liedtexte, unter anderem das «Voletschwiler Lied», das dem einen oder anderen noch im Ohr sein dürfte. Auch als Autorin von humorvollen und witzigen Kolumnen, Glossen und Essais pflegte sie ihren eigenen Stil. So erschienen immer wieder Kurzbeiträge im Nebelspalter und vor allem auch in der Volketswiler-Woche, für die sie sich in der Eigenschaft als Mitglied der Redaktionskommission stark machte. In den vier als Paperback erschienen Bänden publizierte sie eine Sammlung von Glossen und Begebenheiten aus der Arztpraxis und aus der Familie. In allen ihren Beiträgen liess sie ihrem Humor mit Schalk und Witz freien Lauf. Sie fanden wohl deshalb grossen Anklang, weil sie es verstand, Lebenssituationen auf ihre besondere Art anzusprechen und oft mit dem feinen Stift zu karikieren. Auch das Schaffen in der bildenden Kunst wurde von Ursula Hasler nicht vernachlässigt. Sie begann mit einer neuen Technik der Seidenmalerei, die sie zunächst bei gross angelegten Wandbildern anwendete. Eine besondere und besonders erfolgreiche Erweiterung bestand im Herstellen von Kleidern. Sie lieferte dafür einer Nachbarin die bemalten Stoffe und die Schnittmuster zum Nähen. Diese Zusammenarbeit lief viele Jahre und brachte unzählige Röcke, Kleider, Jacken, Ensembles und weitere Frauenkleider hervor, die auch Anlass für gesellige Modeschauen boten. Weit über die Dorfgrenzen hinaus sind die von Ursula Hasler als Gastgeberin gepflegten «Buffets» bekannt. Immer wieder fand sie einen Kreis von Personen, die sie in den Garten oder, bei unwirtlichem Wetter, in das Wohnzimmer lud. Auf der Gästeliste standen stets mehr als 60 Namen. Die Gäste wurden verwöhnt von den «haslerischen» Salat-, Gemüse-, Fleisch- und Dessertkreationen, begleitet von einem bodenverbundenen Rotwein in unerschöpflicher Menge. Wenn die Tische für die Präsentation der Platten und Schüsseln nicht ausreichten, wurden noch der Billardtisch und sogar Ordinationstische aus der Praxis in den Garten gehisst. In besonderer Erinnerung steht ein Buffet aus Anlass des weitbekannten Massschneiders der Kleiderfirma Truns zu seinem Abschied. Ursula Hasler lud das Schneider-Ehepaar Lombriser zu einem einfachen Nachtessen an die Huzlenstrasse ein. Als diese dort eintrafen, erwartete sie eine Gästeschar in gewohnter «Buffet-Grösse», alles Kunden von Schneider Lombriser aus der Gegend. Da kam auch die Volketswiler Polizei mit Blaulicht und Doppelhorn angefahren und die Harmonie Volketswil brachte ein Ständchen. Sowohl die Polizei als auch die Harmonie wurden durch den Hauptgast eingekleidet. Der kleine, bescheidene und stets ergebene Lombriser verfloss in seinen Freudetränen und vielen der Gäste standen ebenfalls die Tränen in den Augen. Ursula Hasler stellte sich auch als Mitglied der reformierten Kirchenpflege zur Verfügung. Mit viel Engagement setzte sie sich für ein vielfältiges Programm im Ressort Erwachsenenbildung ein und betreute die Gemeindeseite des Kirchenboten. Auch in diesem Kreis kreierte Ursula alljährlich zum Neujahrsempfang ein Buffet für über 100 Personen. Für die Vorbereitung und die Zusammenstellung des umfangreichen Buffets bis hin zum «Tante-Clärli-Salat» akzeptierte Ursula keine Hilfe. Die Verstorbene fühlte sich auch der Musik zugetan. Sie sang viele Jahre im Kammerchor Volketswil und zuletzt im Seniorenchor. Diesem blieb sie treu, auch in der Zeit, da ihre Beine sie kaum mehr zu tragen vermochten. Sie fühlte sich in diesem Kreis wohl und bekräftigte dies immer wieder mit den Worten: «Der Seniorenchor ist nun meine Familie». Ursula Hasler hat in ihrem Leben viele Rollen «gespielt». Sie hat mit Ihren mannigfaltigen Aktivitäten in Volketswil tiefe Spuren hinterlassen. Es ist zu hoffen, dass diese auch für spätere Generationen noch sichtbar bleiben. 

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