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Verbindliche Unverbindlichkeit

Erstellt von Roland Portmann, reformierter Pfarrer | |   Unsere Zeitung

Unter unseren Jugendlichen macht sich ein neuer Trend breit: Er heisst Freundschaft plus. Man hat zwar Sex mit jemandem, ist aber nicht miteinander zusammen- also kein eigentliches Paar im herkömmlichen Sinne.

Diese neue Beziehungsform scheint offen und liberal, davon profitieren aber vor allem die Jungs: Sie können locker zwei, drei, mehrere «Freundinnen» neben einander haben, ohne verbindlich eine Beziehung, die auf Vertrauen und Treue und auch auf Verzicht basiert, leben zu müssen. Die Jungs sind dann tolle Hengste, wenn sie ihren Freunden von ihren Abenteuern mit der und dieser und der anderen erzählen…

Für die Mädchen sieht das schon anders aus: Sie sind eher verunsichert und wissen oft nicht recht, wo hier die Grenzen sind. Was muss ich alles machen- mit mir machen lassen- damit ich Zuneigung erhalte? Was ist eigentlich eine «Liebesbeziehung»? Wenn Mädchen mehrere «Freunde» haben, gelten sie schnell als leicht zu kriegen oder gar als Schlampen… Jugendliche leben hier unverbindliche Beziehungen: Warum ist das so? In einer Diskussion zu diesem Thema mit einem Jugendarbeiter von Volketswil, erklärte der mir: «Diese Unverbindlichkeit bekommen die Jugendlichen zuhause vorgelebt.» In der Tat fängt das Ganze in der Kinderstube an: Viele Erwachsene und Eltern leben ja selbst unverbindlich, sei das im Bezug auf Beziehungen, Arbeit und die Gesellschaft. Man kann seine Meinung oder eine Abmachung jeder Zeit nach Lust und Laune ändern…

Unverbindlichkeit- das steht im krassen Gegensatz zum christlichen Glauben. Der christliche Glaube fordert nämlich zu verbindlichen Beziehungen zu seinen Mitmenschen und zu Gott auf. Wir tragen Verantwortung für uns, für unsere Mitmenschen, unsere Schöpfung und unsere Beziehung zu Gott. Jesus lehrte und lebte uns das vor. Aber auch die Geschichte lehrt uns: Nur mit Verbindlichkeit, d.h. mit gemeinsamen Werten, an denen man sich orientiert und mit Regeln, die für alle gelten und an die man sich zu halten versucht, kann eine Gesellschaft dauerhaft und nachhaltig funktionieren.

 

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