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Wieder ist Adventszeit

Erstellt von Sabine Mäurer, reformierte Pfarrerin | |   Unsere Zeitung

Wieder stehen wir im Advent. Doch so habe ich es nicht erwartet, dass die Pandemie noch einmal so heftig zurückkommt. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich? Wie wird diese Adventszeit, wie wird Weihnachten, geht es mir durch den Kopf.

Doch irgendwie finde ich es tröstlich, dass es wieder Advent wird – gerade und trotz aller Unruhe und Unsicherheit um uns herum. So, glaube ich, tut es gut, den Blick auf die biblische Adventsgeschichte zu lenken und sich ihr anzunähern. Hören wir wieder neu, was uns die alten Texte erzählen. Dazu gibt es die schöne Tradition, dass eine Krippe aufgestellt wird. Zunächst nur mit einzelnen Figuren, zum Beispiel den Hirten, zu denen dann im Laufe der Adventswochen andere Figuren dazukommen. Sie alle sind Wartende, wartend auf das Geschehen in der Christnacht.

Um zwei Wartende geht es nun: Maria und Elisabeth. Davon erzählt der Anfang des Lukasevangeliums: Der Engel Gabriel kündigt Maria an, dass sie schwanger werden und einen Sohn gebären wird, der Jesus heissen soll und der Sohn des Höchsten genannt wird. Was für eine Unruhe mag da in Maria sein, welche Veränderungen liegen da vor ihr in ihrem Leben? Was wird Josef, ihr Verlobter, sagen? Was werden die Leute sagen? Kann sie dem Wort des Engels vertrauen? Angst, Sorgen, Unsicherheit, gespannte Erwartung, ein Durcheinander an Gefühlen ist in Maria. Was tut sie jetzt, versteckt sie sich, zieht sie sich zurück? Nein! Sondern sie macht sich auf den Weg und sucht die Begegnung mit einem anderen Menschen. Sie geht über das Gebirge – in die Stadt Juda zu ihrer Verwandten Elisabeth, die ebenfalls schwanger ist. Maria geht aus sich heraus, macht sich auf den Weg, geht über das Gebirge. Da höre ich Anstrengung heraus. Da sind Steine im Weg, die überwunden werden. Dann begegnen sich die beiden Frauen, die beide Wartende sind. Wartend auf Gottes Wirken in ihrem Leben. Wartend auf die Geburt ihrer Kinder.

Als sie sich begegnen und grüssen, passiert etwas Wundersames: Sogar das Kind im Leib der Elisabeth hüpft vor Freude. Was mag da noch geschehen sein? Die beiden vertrauen sich einander an, erzählen sich – wie in einem Raum des Vertrauens –, was ihnen widerfahren ist. Die ältere Elisabeth, die in ihrem fortgeschrittenen Alter noch schwanger geworden ist. Die junge Maria – auch da ist etwas hereingebrochen in ihr Leben, das alles durcheinanderbringt. Beide brauchen einander. Und so ist es doch – da sind Patienten im Krankenhaus, die einen anderen Menschen brauchen, um mit ihm oder ihr zu reden, über das, was sie gerade erleben, was wehtut an Leib und Seele. Oder auch, wofür es Grund zum Danken gibt. Wie gut, wenn da jemand ist, der zuhört und versteht. Wie gut, dass wir auch telefonieren können, wenn anderes nicht möglich ist. – Oder da, wo Verantwortliche ganz aktuell gefordert sind und entscheiden müssen, welche Massnahmen in der Pandemie zu ergreifen sind. – Und auch da, wo wir miteinander und füreinander beten.

Nehmen wir das Bild von Maria und Elisabeth mit in diesen Advent. Dass ich selbst immer wieder auf Menschen meines Vertrauens zugehe, um das auszusprechen, was mich umtreibt. Und selbst auch so ein Mensch des Vertrauens für andere zu sein! Maria und Elisabeth stärkt diese vertrauensvolle Begegnung. Sie entdecken Gottes Spuren und Gottes Wirken in ihrem Leben. Selig bist du, die du geglaubt hast, so sagt es Elisabeth zu Maria. Maria erhebt darauf ihre Stimme zum Lobgesang: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. Lassen auch wir uns in diesem Advent wieder auf das Warten ein, dass wir von Gott etwas erwarten dürfen, dass wir die Sehnsucht wahrnehmen nach Frieden und einer Welt, in der Liebe möglich ist, und dass wir unser Herz bereit machen für das Kommen Jesu. Spüren wir in dieser Zeit doch intensiver, wie bedroht unsere Welt, wie zerbrechlich und unsicher doch so vieles ist. So ist dieses Warten im Advent etwas sehr Aktives und dazu gehört besonders auch das Singen. Singen – wie Maria. Meine Seele erhebt, den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes. Singen von DEM, der kommen wird. Singen von DEM, der uns trägt und heilt. 

Sabine Mäurer, reformierte Pfarrerin

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